/ 26.11.2015
Naomi Klein
Die Entscheidung. Kapitalismus vs. Klima. Aus dem Englischen von Christa Prummer-Lehmair, Sonja Schuhmacher und Gabriele Gockel
Frankfurt a. M.: S. Fischer 2015; 699 S.; hardc., 24,99 €; ISBN 978-3-10-002231-8Wenn Naomi Klein ein neues Buch publiziert, kann man sich gewiss sein, dass die kanadische Journalistin und Aktivistin etwas Gewichtiges zu fundamentalen Problemen unserer (kapitalistisch geprägten) Gegenwartsgesellschaft zu sagen hat. In ihren vorangegangenen Büchern „No Logo!“ (siehe Buch‑Nr. 26528) und „Die Schock‑Strategie“ (siehe Buch‑Nr. 33203) hat sie bereits mit unterschiedlichen Schwerpunkten die verheerenden globalen Auswirkungen der freien Marktideologie analysiert und auf die Notwendigkeit kollektiven Widerstands verwiesen. So ist es auch in ihrem jüngsten Buch, wenn auch der Ausgangspunkt ein anderer ist: Mehrjährige Recherchen haben die Autorin überzeugt, dass „der Klimawandel zur Existenzkrise für die menschliche Spezies geworden ist“ (26) – und um ihr in dieser Auffassung bedingungslos zu folgen, reicht es bereits, die ausführliche Einleitung zu lesen. Viele der dort aufgeführten Fakten liest man nicht zum ersten Mal – aber die gebündelte Auflistung der Perversitäten eines von Profitgier getriebenen Rohstoffkapitalismus führt unweigerlich dazu, dass sich der Leser ertappt fühlt und schockiert der Frage anschließt: „Was ist eigentlich los mit uns?“ (28) Warum stehen wir einer ökologischen Entwicklung so gleichgültig gegenüber, die das Potenzial hat, zum Untergang unserer Zivilisation beizutragen? Dieser Frage widmet sich Klein und analysiert die machtpolitischen und ideologischen Barrieren, die einer Lösung der Klimaproblematik im Wege stehen. Sie entwickelt dabei trotz aller schockierenden Wahrheiten kein Katastrophenszenario, sondern im positiven Sinne eine „Vision davon, wie wir die Krise kollektiv dazu nutzen können, den Sprung in eine bessere Welt zu wagen“ (16). Deutlich wird dabei aber auch, dass die Phase für graduelle Reformen abgelaufen ist – der Zeitdruck lässt nur noch eine radikale Veränderung unseres gesamten Wirtschaftssystems zu. Damit ist das Hauptargument bereits benannt: Die kapitalistische Wirtschaftslogik und unser Planetensystem vertragen sich nicht; verändern lässt sich allerdings nur eines dieser Regelsysteme – „und das sind nicht die Naturgesetze“ (33). Um vor der Notwendigkeit solcher radikalen Lösungen weiter die Augen verschließen zu können, steht zu viel auf dem Spiel – dass wir das offenbar immer noch nicht verstanden haben, ist traurig genug, aber ein Grund mehr, Kleins Buch zu lesen. Es kann uns dabei helfen, die Augen zu öffnen!
{BW}
Rubrizierung: 4.45 | 4.43 | 4.42 | 2.261 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Naomi Klein: Die Entscheidung. Frankfurt a. M.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39115-die-entscheidung_46244, veröffentlicht am 26.11.2015. Buch-Nr.: 46244 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA