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/ 11.06.2013
Werner Biermann

Die Herren der Welt. Die Weltmachtpolitik der USA seit 1945. Mit einem Vorwort von Arno Klönne

Köln: PapyRossa Verlag 2000; 390 S.; brosch., 39,80 DM; ISBN 3-89438-195-7
Der These, die USA seien im Zuge der beiden Weltkriege zu einer "Weltmacht wider Willen" geworden, entgegnet der Autor im Vorwort, dass die Geschichte der Vereinigten Staaten geprägt sei "von einer Machtpolitik imperialen Zuschnitts; Expansion und Aggression begleiteten die unabhängige Republik schon in der ersten Jahren ihrer Existenz" (10). Seit Anbeginn habe die militärische Sicherung ökonomischer Ressourcen die Logik amerikanischer Außenpolitik bestimmt, zunächst vor der eigenen Haustür in Lateinamerika, später dann im Rest der Welt. Der amerikanische Neoimperialismus, die eigentliche Konstante amerikanischer Politik durch das Schwanken zwischen Isolationismus und Internationalismus hindurch, unterscheide sich in wirtschaftlicher und machtpolitischer Zielsetzung kaum vom klassischen Imperialismus der Europäer. Er sei lediglich unter dem Deckmantel des missionarischen Anspruchs, das US-amerikanische Modell auf andere Gesellschaften zu übertragen, verhüllt worden. In fünf Kapiteln rekapituliert Biermann den Werdegang der amerikanischen Hegemonie nach dem Zweiten Weltkrieg. Er schließt mit einem perspektivischen Ausblick, der den Fall der amerikanischen Vormachtstellung voraussagt. Zwar habe die aggressive Politik der Reagan-Ära und der gemäß Biermann scheinbar aus heiterem Himmel erfolgende Zusammenbruch der Sowjetunion die präponderante Stellung Amerikas zunächst noch einmal konserviert. Doch zeige die Instabilität der von den USA beherrschten "virtuelle[n] Ökonomie" (358), die vorhandene Ressourcen bedenkenlos abschöpfe und damit neue Armut schaffe sowie das Aufkommen neuer Nationalismen, die sich als "Reaktion gegen eine als ungerecht empfundene Verteilung von Ressourcen" (359) entlarven lasse, dass die USA ihre eigene Stellung untergraben und die Implosion der Weltwirtschaft heraufbeschwören. Im Vorwort moniert der Autor, dass die Apologeten der US-Weltmacht über eine Wiederauflage alter Rechtfertigungsmuster nicht hinauskämen. Ihre Gegner offensichtlich auch nicht.
Florian Weber (FW)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 4.222.64 Empfohlene Zitierweise: Florian Weber, Rezension zu: Werner Biermann: Die Herren der Welt. Köln: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/11948-die-herren-der-welt_14251, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 14251 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
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