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/ 02.10.2014
Pierre-Michael Gröning

Die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Indien. Strategische Partnerschaft oder freundliches Desinteresse?

Online-Publikation 2012 (http://repositorium.uni-muenster.de/document/miami/b548cf77-cac9-4284-83d3-7dbd852b54ca/diss_groening_buchblock.pdf [Wissenschaftliche Schriften der WWU Münster: Reihe VII, Band 7]); 384 S.
Diss. Münster; Begutachtung: W. Woyke, R. Meyers. – Die seit 2004 zwischen Indien und der Europäischen Union bestehende strategische Partnerschaft wurde oft als beinahe ideal charakterisiert, finden hier doch zwei wirtschaftlich und politisch ambitionierte Akteure zusammen, deren innerer Zusammenhalt angesichts ethnischer, kultureller und sprachlicher Vielfalt auf einem liberal‑demokratischen Wertefundament basiert. Angesichts dieser von beiden Seiten hochgehaltenen Interpretation fragt Pierre‑Michael Gröning, warum diese Zusammenarbeit trotz beiderseitigen Interesses und ihres anerkannten Potenzials „hinter den hohen Erwartungen […] auf einem suboptimalen Niveau“ (6) zurückbleibt. Seine zentrale Hypothese, dass einer Intensivierung der Kooperation zwischen Indien und der EU vor allem die Spannungen zwischen außenpolitischen Dynamiken und innenpolitischen Strukturen und Akteursinteressen entgegenstehen, generiert Gröning unter Verwendung von Ansätzen aus der liberalen Schule der Theorien der Internationalen Beziehungen. Der Autor beansprucht, „ein ganzheitliches, nicht auf einen Bereich begrenztes Bild der Relationen aufzuzeigen“, das „alle wesentlichen Felder des Kooperationsverhältnisses“ (12) berücksichtigt. Daher greift er auch auf Annahmen des Konstruktivismus und Realismus zurück, die es ihm gestatten, fünf zentrale Faktoren herauszuarbeiten, die als maßgeblich für den Zustand der indisch‑europäischen Beziehungen präsentiert werden. So erweisen sich die beschränkten Kompetenzen der EU, als unitärer Akteur in einen Dialog mit Indien treten zu können, sowie die unterschiedlichen Machtdynamiken, die Indien als Aufsteiger und die EU als relativer Absteiger qualifizieren, aus strukturalistischer Perspektive als relevant. Konstruktivistische Ansätze hingegen erklären die unterschiedliche gegenseitige Wahrnehmung der Partner: Während die EU‑Außenpolitik demnach über eine „normative und multilaterale Färbung“ (269) verfügt, ist Indiens Außenpolitik nach Gröning von einem „realpolitischen Pragmatismus“ (279) bestimmt, der im Gegensatz zum EU‑Konzept des effektiven Multilateralismus einen bestenfalls selektiven Multilateralismus propagiert. Als wären dies nicht genug der Gegensätzlichkeiten, spricht gegen eine weiter‑ und tiefergehende Partnerschaft außerdem die Präferenz der EU für China und die Annäherung zwischen Indien und den USA. Gröning formuliert vorsichtig, wenn er davon spricht, dass „der mittlerweile gereiften Beziehung der Enthusiasmus und der Elan der ersten Jahre abhandengekommen“ (316 f.) zu sein scheint.
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 3.64.222.68 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Pierre-Michael Gröning: Die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Indien. 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37605-die-politischen-und-wirtschaftlichen-beziehungen-zwischen-der-europaeischen-union-und-indien_43436, veröffentlicht am 02.10.2014. Buch-Nr.: 43436 Rezension drucken
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