/ 18.06.2013
Andrea Römmele
Direkte Kommunikation zwischen Parteien und Wählern. Professionalisierte Wahlkampftechnologien in den USA und in der BRD
Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2002; 223 S.; brosch., 26,90 €; ISBN 3-531-13716-6Politikwiss. Habilitationsschrift Berlin; Gutachter: H.-D. Klingemann. - Mit direkter Kommunikation bezeichnet die Autorin den Einsatz des Direct Mailings, also der direkten schriftlichen Ansprache des Wählers in Wahlkämpfen, das einen zusätzlichen persönlichen Kommunikationskanal zum Wähler eröffnet. Im analytischen Teil fragt Römmele, ob dieser als reines Marketingmittel genutzt wird oder ob sich so die politische Kommunikation mit dem Wähler verbessern lässt. Die Basis für die Untersuchung bildet die vergleichende Inhaltsanalyse von Mailings während der Präsidentschaftswahlkämpfe in den USA 1992 und 1996 sowie während der Bundestagswahlen 1994 und 1998 mit den jeweiligen Wahlprogrammen, wobei die Datenbasis für die USA wesentlich umfangreicher ist. Die Inhaltsanalyse wird durch Interviews und Befragungen unterstützt. Römmele zeigt, wie die Parteien in Wahlkampfzeiten versuchen, Wähler zu mobilisieren und parteispezifische Inhalte zu vermitteln. Die Antwort des Wählers misst die Autorin über registrierte Spendenrückläufe. Sie will damit zeigen, welchen Beitrag Direct Mailing zur Interessenvermittlung leistet (23). Allerdings lässt sie völlig offen, welchen Begriff von politischer Kommunikation und welchen von der Vermittlungsfunktion von Parteien sie zugrunde legt sowie ob Spendenrückläufe einen geeigneten Indikator darstellen. Römmele schlussfolgert: "Direct-mailing erbringt einen wichtigen Beitrag zur Willensbildung politischer Parteien in den USA und der BRD. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse der Arbeit. Dass Parteien ihren Kernthesen treu bleiben, ist einer der Hauptbefunde der Analyse und widerspricht einem diesem Kommunikationsmedium häufig entgegengebrachten Vorurteil." (142) Mit diesem Befund nimmt sie Bezug auf ihre Ausgangsfrage im theoretisch orientierten ersten Teil: "Leistet direct-mailing einen Beitrag zur Vermittlungsfunktion politischer Parteien in repräsentativen Demokratien?" (22) Leider stellt sie keine weiteren Bezüge zu ihrem theoretischen Konzept her und so bleibt es dem Leser überlassen zu entscheiden, ob sich die für die spezifische Situation von Wahlkämpfen gefundenen Ergebnisse auf politische Kommunikation und die Vermittlungsfunktionen von Parteien in repräsentativen Demokratien im Allgemeinen übertragen lassen.
Stefan Göhlert (SG)
M. A., Politikwissenschaftler, Protokollchef und Bürgerbeauftragter in der Verwaltung der Stadt Jena.
Rubrizierung: 2.22 | 2.332 | 2.64
Empfohlene Zitierweise: Stefan Göhlert, Rezension zu: Andrea Römmele: Direkte Kommunikation zwischen Parteien und Wählern. Wiesbaden: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/17774-direkte-kommunikation-zwischen-parteien-und-waehlern_20491, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 20491
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M. A., Politikwissenschaftler, Protokollchef und Bürgerbeauftragter in der Verwaltung der Stadt Jena.
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