/ 05.06.2013

Thomas Paulsen
Economic Diplomacy. Die Ökonomisierung der amerikanischen Außenpolitik unter Präsident Clinton 1993-1996
Opladen: Leske + Budrich 1999; 216 S.; 44,- DM; ISBN 3-8100-2235-7Politikwiss. Diss. München; Erstgutachter: D. Grosser. - Seit seinem Amtsantritt im Januar 1993 hat US-Präsident Clinton den wirtschaftlichen Interessen der USA im Kontext der amerikanischen Außenbeziehungen eine neue Bedeutung eingeräumt. Die Außenpolitik sollte in den Dienst der ökonomischen Ziele der USA gestellt und umgekehrt sollte eine starke wirtschaftliche Basis der USA als unerläßliche Voraussetzung für die Untermauerung der amerikanischen Rolle als Weltführungsmacht geschaffen werden. Diesen Paradigmenwechsel untersucht der Autor, indem er das Verhältnis von Wirtschaft und Sicherheit in der US-Außenpolitik während der ersten Amtszeit Präsident Clintons analysiert. Seine Hypothese ist, daß "hinter dem Etikett der 'Economic Diplomacy' tatsächlich ein fundamentaler Wandel im Selbstverständnis und Handeln amerikanischer Außenpolitik steht" (10). Zu ihrer Überprüfung untersucht er die veränderte Prioritätensetzung auf drei Ebenen: Die Bedeutung der geistig-politischen Grundlagen der Ökonomisierung und ihre Auswirkungen auf die politische Programmatik der Clinton-Administration bilden die Grundlage seiner Betrachtung. Auf der zweiten Ebene untersucht Paulsen die Veränderungen, die die "Economic Diplomacy" bei den außenpolitischen Prozessen, Strukturen und Institutionen des amerikanischen Regierungssystems hervorgerufen haben. Schließlich analysiert er anhand von drei Fallstudien, inwieweit die bilateralen Beziehungen der USA zu Japan, China und zu Europa auf Grund des veränderten Verhältnisses von Sicherheit und Wirtschaft neu definiert wurden. Im Ergebnis kommt Paulsen zu einem gemischten Bild. Clintons Politik lasse sich im Untersuchungszeitraum sowohl mit dem Primat der Innen- als auch dem der Außenpolitik erklären, mehr noch, nur eine Kombination beider Ansätze entwickle die höchste analytische Aussagekraft. Zwar haben strukturelle Bestimmungsfaktoren wie die veränderte Rolle der USA im internationalen System und die Internationalisierung der amerikanischen Wirtschaft eine Ökonomisierung der amerikanischen Außenpolitik begünstigt. Doch sind zugleich auch innenpolitische Faktoren, wie der Verlust der demokratischen Kongreßmehrheit 1994 und die positive Konjunktur der US-Wirtschaft dafür verantwortlich gewesen, daß der Ansatz der "Economic Diplomacy" nach 1994 wieder in den Hintergrund getreten ist. Trotz der gelungenen Analyse stören jedoch einige formale Mängel: So werden z. B. englische Zitate mal im Original belassen, dann wieder, ohne erkennbare Regel, übersetzt sowie leicht zugängliche Statements des Präsidenten und von Außenminister Christopher werden aus zweiter Hand zitiert. Dies hätte mit einer sorgfältigeren Durchsicht des Manuskriptes leicht vermieden werden können.
Aus dem Inhalt: I. "It's the economy, stupid!". II. Weltbild, Rezept, Programm: 1. Das Weltbild: Amerika unter Druck; 2. Das Rezept: Strategischer Handel und "Economic Diplomacy"; 3. Das Programm: Clintons Agenda der Ökonomisierung. III. Wirtschaft und Sicherheit im außenpolitischen Entscheidungsprozeß: 1. Öffentliche Meinung; 2. Wahlen und Wahlkampf; 3. Institutioneller Wandel; 4. Präsident und Kongreß. IV. Wirtschaft und Sicherheit in der außenpolitischen Praxis: 1. Japan: Freund oder Feind?; 2. China: Menschenrechte, Handelskonflikt und Sicherheitsinteressen; 3. Europa: Multilateralismus versus hegemoniale Führung. V. "Economic Diplomacy": Innere und äußere Determinanten.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 4.22 | 2.64
Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Thomas Paulsen: Economic Diplomacy. Opladen: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/8292-economic-diplomacy_10924, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 10924
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
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