/ 11.12.2014
Peter Strutynski (Hrsg.)
Ein Spiel mit dem Feuer. Die Ukraine, Russland und der Westen
Köln: PapyRossa Verlag 2014; 216 S.; 12,90 €; ISBN 978-3-89438-556-9Als die „schwerste Krise zwischen dem Westen und Russland seit Ende des Kalten Krieges“ (117) bezeichnet nicht nur Jürgen Wagner die aktuellen Ereignisse in der Ukraine und auf der Krim. Doch er analysiert sie – im Gegensatz zu vielen anderen Wissenschaftler_innen oder Journalist_innen – unter den Vorzeichen einer imperialen Expansionsstrategie, als die er die Europäische Nachbarschaftspolitik ansieht. Die Autor_innen des Sammelbandes verfolgen die gleiche geopolitische und im Sinne der internationalen Beziehungen ‚realistische‘ Akzentuierung, wenn sie stets den Anteil der Europäischen Union und der NATO an der Schaffung des ‚Feindbilds Putin‘ und die dadurch entstandenen außenpolitischen Verwerfungen hervorstreichen. Schon in der Einführung weist Peter Strutynski auf europäische Militarisierungstendenzen hin und kritisiert neben der Politik insbesondere die Leitmedien und deren „Elitejournalisten“ (15), die nur allzu eilfertig die Diskussion der politischen und wirtschaftlichen Eliten abbildeten und damit ihrer Rolle im demokratischen Staat nicht nachkämen. Willi Gerns ruft mit dem Hinweis auf die „von den USA und der NATO betriebene militärische Einkreisungspolitik“ (53) die historischen Hintergründe für die sicherheitspolitischen Erwägungen Russlands in Erinnerung. Die völkerrechtlichen Aspekte erläutert Norman Paech und kommt zum Schluss, dass die Krim juristisch noch immer Teil der Ukraine sei, jedoch faktisch zur Russischen Föderation gehöre. Wie dieses Dilemma zwischen Recht und Politik aufzulösen ist, erschließt sich mit der Lektüre des Buches: Der ‚Westen‘ (USA, EU und NATO) müsse seine arrogante Haltung, 1989 ‚gewonnen‘ zu haben, ebenso aufgeben wie seine Außenpolitik der militärisch gestützten Regimewechsel. Er dürfe Russland weder weiterhin demütigen noch als Gegner ansehen. Im Hinblick auf die Ukraine bedeutet dies, die Expansionspolitik zu beenden und das Land als neutralen Staat zwischen der EU und der Russischen Föderation zu etablieren.
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Rubrizierung: 4.41 | 2.62 | 2.61 | 3.6 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Tamara Ehs, Rezension zu: Peter Strutynski (Hrsg.): Ein Spiel mit dem Feuer. Köln: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37895-ein-spiel-mit-dem-feuer_46282, veröffentlicht am 11.12.2014. Buch-Nr.: 46282 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA