Fotografien können als "Mittel der Konstruktion von Wirklichkeit und Erinnerung" (11) dienen, schreibt Kriechbaumer, Professor für Neuere Österreichische Geschichte und wissenschaftlicher Leiter der genannten Bibliothek, auch wenn sie wie jede historische Quelle ihre Tücken hätten. Der Autor zeigt anhand der Bilder die Entwicklung der "Vaterländischen Front". Sie war die politische Monopolorganisation des autoritären Ständestaates, der sich 1933/34 in Österreich etablierte. Die Bilder dokumentieren vor allem den "imitationsfaschistischen Charakter der Vaterländischen Front" (70), die ihr Ziel, die innenpolitische Einigung Österreichs, nicht erreichte und mit der Besetzung des Landes durch das Dritte Reich völlig ihre Bedeutung verlor. Inhalt: Einleitung: 1. Das andere Auge oder die Erzählung der Bilder; 2. Das Zeitalter der Krisen und der europäische Bürgerkrieg - Die europäischen Rahmenbedingungen; 3. "... eine grosse schlagkräftige Armee" - Die Vaterländische Front: Anspruch und Wirklichkeit; 4. Die Wehrfront oder vom schwierigen Umgang mit der Polykratie; 5. "In hoc signo vinces ..." - Ein katholisches und ständisches Österreich; 6. Der Mythos der Zahl - Eine segmentierte Volksbewegung; 7. Der fehlende charismatische Führer; 8. Der Kampf der Symbole; 9. Abenddämmerung oder die Ironie der Geschichte. Bildteil: Das Präludium - vom 4. März 1933 bis zum 12. Februar 1934; Der Kampf der Erinnerung - Repräsentation im öffentlichen Raum; "Im Namen Gottes..." - Ein christlich- katholisches Land; Imagination und Inszenierung des Österreich-Bewußtseins; Ein vaterländischer "elan vital" - der Kampf um die Jugend; Der vaterländische Führerkult: Dollfuß - der "Märtyrerkanzler"; Der Kampf gegen die Krise; Die Zivilfront; Die Wehrfront; Appelle, Schwüre, Weihestunden. Die Mobilisierung des Lagers.