Noch immer gelten vielen Politikern die Ziele von Wirtschafts- und Umweltpolitik als unvereinbar – die aktuellen Animositäten zwischen Wirtschafts- und Umweltministerium legen deutlich Zeugnis davon ab. Daß zwischen Ökologie und Ökonomie nicht notwendig ein Zielkonflikt bestehen muß, hat der Naturwissenschaftler und sozialdemokratische Bundestagsabgeordnete von Weizsäcker 1995 in der zusammen mit Amory B. Lovins und L. Hunter Lovins herausgegebenen Studie "Faktor Vier" gezeigt, in dem er die Vision einer "Effizienzrevolution" entwickelte: "Doppelter Wohlstand – halbierter Naturverbrauch" lautete das Motto im Untertitel. Der Tübinger Philosoph und Redakteur Quarch hat auf der Basis von schriftlichen Ausführungen und Gesprächen mit Weizsäcker den zentralen Gedanken einer Synthese von Ökonomie und Ökologie sowie Weizsäckers Konzept eines "Öko-Kapitalismus" in Dialogform erneut zu Papier gebracht: Der Charakter eines Alltagsgesprächs sollte dabei erhalten bleiben - "unakademisch, lebensnah, wie sie aus einem lebendigen Dialog erwachsen" (9), so der Herausgeber im Vorwort. Erfrischend ist neben der von jeder akademischen Abstraktion und Öde freien Darstellungsform auch der realistische Optimismus Weizsäckers, der, ohne die manifesten Probleme zu beschönigen, den Blick für mögliche Auswegsstrategien und Lösungswege nie verliert. Er vertritt den Typus eines ökologisch orientierten Politikers, der gleichermaßen zwischen den Klippen des eschatologischen Pathos und apokalyptischer Endzeitstimmung einerseits, utopischen Visionen und Wirklichkeitsfremdheit andererseits hindurchschifft, an denen viele Ökofundamentalisten zerschmettert wurden – und mit ihnen die Glaubwürdigkeit einer auf Nachhaltigkeit angelegten Politik.