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/ 30.05.2013
Henning Möldner

Entwicklung durch Handel? Auswirkungen eines Paradigmenwechsels in der handelspolitischen Entwicklungszusammenarbeit der EU am Beispiel Ghanas

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2012 (Europäische Hochschulschriften: Reihe XXXI, Politikwissenschaft 620); 170 S.; brosch., 29,95 €; ISBN 978-3-631-62533-0
Handel statt Hilfe – unter diesem Motto hat die Europäische Union im Jahr 2000 mit dem Cotonou‑Abkommen ihre Entwicklungszusammenarbeit (EZ) mit der Gruppe der afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten (AKP‑Staaten) auf eine neue Basis gestellt. Das Abkommen trat 2002 in Kraft; es zielt auf WTO‑konforme, reziproke Handelsbeziehungen und sieht u. a. die Möglichkeit vor, mit einzelnen Staatengruppen „Economic Partnership Agreements (EPA)“ auszuhandeln. Ist die Politik der Handelsliberalisierung tatsächlich ein geeignetes Mittel, um die AKP‑Staaten wettbewerbsfähig und langfristig von externer Hilfe unabhängig zu machen? Dieser Frage geht Henning Möldner am Beispiel von Ghana nach. Das Land hatte, nachdem der Abschluss eines EPA mit den westafrikanischen ECOWAS‑Staaten gescheitert war, ein Interim‑EPA (IEPA) mit der EU abgeschlossen. Möldner skizziert zunächst den Wandel der europäischen EZ im Kontext der weltpolitischen und ‑wirtschaftlichen Entwicklungen sowie das Zustandekommen des Cotonou‑Abkommens, das, so Möldner, Ausdruck „europäischer Realpolitik“ (36) sei. Anschließend analysiert er anhand von einschlägigen ökonomischen Theorien und Modellen, wie sich die Handelsliberalisierung auf Ghanas Wirtschaft auswirkt. In der Theorie bergen Freihandelsabkommen große Entwicklungspotenziale, die sich im Falle Ghanas bisher allerdings nicht realisieren konnten. Die Handelsbeziehungen mit der EU erweisen sich als asymmetrisch; marktverzerrende Mechanismen – zum Beispiel EU‑Agrarsubventionen oder EU‑Importbestimmungen wie Hygienevorschriften und Produktstandards – erfordern hohe Anpassungskosten. Dem von der EU vollzogenen Paradigmenwechsel ihrer handelspolitischen Entwicklungszusammenarbeit folgt ein schwieriger Anpassungsprozess auf Seiten der AKP‑Staaten, „an dessen Ende nicht automatisch eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Entwicklungsländer steht“, schreibt Möldner und begründet dies folgendermaßen: „Das Problem des Freihandels ist seine Nichtexistenz.“ (143) Damit sieht der Autor auch seine Hypothese bestätigt, dass vor allem die EU von dem Abkommen profitiert.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.442.673.62.262 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Henning Möldner: Entwicklung durch Handel? Frankfurt a. M. u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/233-entwicklung-durch-handel_43710, veröffentlicht am 16.05.2013. Buch-Nr.: 43710 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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