„Migration wird in Deutschland in der Regel erst dann zum Forschungsgegenstand, wenn die Migranten bereits eingetroffen sind“ (3), schreibt Düvell. Er will diese verkürzte Gleichsetzung von Migration und Integration um den Erkenntnisstand und die Diskussionserträge aus der angelsächsischen Migrationssoziologie erweitern, die deutlich zwischen der eigentlichen Wanderung und Fragen der Integration unterscheidet. Seine Ausführungen konzentrieren sich auf den ersteren Aspekt, der die Wanderungsmotive, -bedingungen und -verläufe umfasst. Düvell führt in die Grundlagen der Migrationssoziologie ein und zeichnet die Geschichte und Empirie der Migration nach. Aus der kritischen Diskussion verschiedener klassischer und neuerer theoretischer Erklärungsansätze ebenso wie der Diskussion darüber, was Menschen dazu bewegt, nicht zu migrieren, arbeitet er Eckpunkte einer bisher noch ausstehenden allgemeingültigen Migrationstheorie heraus. Darüber hinaus wird eine differenzierte Migrationstypologie vorgestellt und es werden die sozialen und ökonomischen Auswirkungen von Migration untersucht. Am Ende stellt sich Migration weder als ein neues oder besonderes Phänomen dar, sondern als ein „anthropologisches und historisches Kontinuum“ (202), was die Frage aufwirft, warum Migration unter den gegenwärtigen Bedingungen überhaupt als Problem für die politische Ordnung betrachtet wird. Müsse stattdessen nicht untersucht werden, folgert Düvell, „was problematisch, ungenügend und inadäquat an den politischen Ordnungen ist, statt zu unterstellen, Migration sei per se ein problematisches und erklärungsbedürftiges Phänomen? [...] Würde es nicht vielmehr dem Wohle aller dienen, Migration stattdessen zu ermöglichen?“ (203) Auch wenn es in dem Buch nur am Rande um Fragen der Migrationspolitik geht, bietet es dennoch für politikwissenschaftliche Arbeiten eine systematische und anregende Einführung ins Thema.