/ 13.08.2015
Karin Leukefeld
Flächenbrand. Syrien, Irak, die Arabische Welt und der Islamische Staat
Köln: PapyRossa Verlag 2015; 230 S.; 14,90 €; ISBN 978-3-89438-577-4Karin Leukefeld bietet mit diesem Buch eine Innenansicht aus Syrien an, die sie sich durch ihre langjährige Tätigkeit als dort lebende und akkreditierte Journalistin angeeignet hat. Die mit diesem Blickwinkel verbundene Kritik, mit der Leukefeld konfrontiert ist, und den Vorwurf exilierter Syrer, sie verlautbare vor allem die offizielle Sicht des Assad‑Regimes, thematisiert sie selbst und widerspricht. Ein Eingeständnis und eine offene politische Positionierung wären allerdings angemessener gewesen, wie sich bei der Lektüre schnell zeigt. Verständnis für das Vorgehen Assads sowie Schuldzuweisungen an oppositionelle Kräfte wie internationale Akteure durchziehen das Buch. Feststellungen wie die, dass im Jahr 2012 die „ursprünglichen Forderungen der Protestbewegungen nach politischen Reformen, wirtschaftlicher Teilhabe und einer friedlichen, freien Entwicklung […] von der militärischen Eskalation verdrängt“ wurden, werden vor allem gegen diejenigen gedreht, die sich mit den zuvor notdürftigen Reformen Assads nicht zufrieden geben wollten. Die Nachbarländer erscheinen schnell nicht als Helfer in der Not für vor dem Regime Flüchtende, sondern – buchstäblich im gleichen Atemzug – als Anbieter für „Ausbildungslager für Aufständische“ (23). Zudem fällt auf, dass die Terrororganisation IS in ihrer ganzen Bedeutung, ihrer Gewalttätigkeit und ihrer Bedrohung für die gesamte Region von der Autorin schlicht nicht erfasst wird. Der IS habe, so Leukefeld, mit Unterstützung von Saudi‑Arabien, der Türkei und anderen Golfstaaten mit seinem „Vormarsch die Kernerarbeit [gemeint ist wohl ‚Kärrnerarbeit‘] für diese Aufspaltung Syriens und des Iraks“ geleistet, weil man ihm aber „nicht die lukrativen Ölquellen“ (59) überlassen wolle, würden nun Luftangriffe geflogen – auch dieser Abschnitt ist symptomatisch für das Vorgehen der Autorin, Fakten und politisch gebundene Mutmaßungen bis zur Unkenntlichkeit der Einzelteile miteinander zu verquicken. Im Ergebnis wird dann – wenig überraschend – weiter am sehr linken Feindbild der USA als böser Hegemonialmacht gewerkelt. Im Kapitel über die Anrainerstaaten ist zudem die antiisraelische Stoßrichtung unverkennbar und den israelischen Sicherheitskräften, um nur ein beliebiges Beispiel aus der Argumentation herauszugreifen, wird bescheinigt, „tatsächlich eine wichtige Rolle innerhalb der vielfältigen und untereinander auch verfeindeten syrischen Opposition“ (137) zu spielen. Leider bleibt es meist unklar, woher Leukefeld ihr Wissen bezieht, sie macht ihre Recherche nicht transparent, Fußnoten und Literaturverzeichnis fehlen. Ein seriöser Überblick wird damit nicht geboten, nur eine Innenansicht, deren Maßstäbe nicht explizit genannt werden.
{NW}
Rubrizierung: 2.63 | 2.25 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Karin Leukefeld: Flächenbrand. Köln: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38741-flaechenbrand_46968, veröffentlicht am 13.08.2015. Buch-Nr.: 46968 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA