/ 18.06.2013
Martin van Creveld
Frauen und Krieg. Aus dem Englischen von Anna Schäfer und Karin Laue
München: Gerling Akademie Verlag 2001; 325 S.; geb., 29,60 €; ISBN 3-932425-33-2Der Militärhistoriker van Creveld lehrt an der Hebrew University in Jerusalem und vertritt in seiner neuesten Publikation eine dezidiert anti-feministische Position. Forderungen und Maßnahmen, um Frauen gleichen Zutritt zu militärischen Tätigkeitsfeldern zu ermöglichen, sind aus dieser Sicht eine "Farce und Demütigung für die Männer" (16) schon bei der Ausbildung. Anhand zahlreicher Beispiele aus verschiedensten Epochen und Kulturen illustriert van Creveld zunächst die "typischen" Rollen von Frauen im Krieg: als funktional wichtige Anstifterinnen, Ursachen, Ziele und Opfer. Ferner werden historische, aber auch mythologische und moderne fiktionale Fälle betrachtet, in denen Frauen militärische Tätigkeiten ausübten. Ziel ist die Widerlegung der These, dass diese Beispiele die militärische Befähigung von Frauen zeigen können, vielmehr sei deren Platz im "Troß" (99) einer Streitkraft, um Aufgaben wie Krankenpflege oder sexuelle Dienste zu übernehmen - bis auf Ausnahmen wie Revolutions- und Widerstandsbewegungen. Argumente über biologische und soziale Disposition der Geschlechter werden ebenso angeführt. Eine "Feminisierung" (189) bedeute zudem für das Militär, wie für alle beruflichen Bereiche, einen Niedergang, was sich auch am Bedeutungsverlust der "feminisierten" militärischen Bereiche nach 1945 spiegele. Daher blieben im Zeitalter der Atombombe parallel größere Kriege zwischen entwickelten Ländern aus und drängen immer mehr Frauen in militärische Bereiche vor. Trotz aller Gleichheitspropaganda genössen sie jedoch umfassende Privilegien. Ein Ausweg für das männliche "Reservoir an Helden" (267) ist der Söldnerdienst in Kriegen in Entwicklungsländern, "wo Kriege noch Kriege sind und Männer noch Männer sein dürfen" (268). Diese Thesen und provokative Äußerungen über sexuelle Belästigung oder Vergewaltigung macht der Autor in aller Offenheit, Beispiele wie Argumente sind jedoch kaum systematisch oder theoretisch strukturiert.
Inhalt: I. Frauen im Rachen von Mars: 1. Frauen als Anstifterinnen; 2. Ursachen, Ziele und Opfer; 3. Frauen beschützen; 4. Eine Welt ohne Krieg? II. Von den Amazonen bis zu G. I. Jane: 1. "Krieg" im Tierreich; 2. Kriegsgöttinnen; 3. Alte und neue Amazonen; 4. Herrscherinnen und Feldherrinnen; 5. Kriegsspiele; 6. Der Troß; 7. Frauen in Männerkleidern; 8. Die Kriegerinnen von Dahome; 9. Revolten, Revolutionen und Aufstände; 10. Das Zeitalter des totalen Krieges; 11. Die Schwäche der Frauen; 12. Der Ruhm der Männer. III. 1945 und danach: 1. Der militärische Hintergrund; 2. Getrennt und ungleich; 3. Die Frauen betreten die Bühne; 4. Frauen in den Kampf; 5. Der hohle Triumph; 6. Die neue Weltordnung.
Tine Hanrieder (CTH)
M. A., wiss. Assistentin, Geschwister-Scholl-Institut, LMU München.
Rubrizierung: 2.27 | 4.41
Empfohlene Zitierweise: Tine Hanrieder, Rezension zu: Martin van Creveld: Frauen und Krieg. München: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/18082-frauen-und-krieg_20875, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 20875
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M. A., wiss. Assistentin, Geschwister-Scholl-Institut, LMU München.
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