/ 30.07.2015
Usahma Felix Darrah
Geschichte Syriens im 20. Jahrhundert und unter Bashar Al-Asad. Von nationaler Selbstbehauptung bis zum gesellschaftlichen Aufbruch
Marburg: Tectum Verlag 2014 (Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag: Politikwissenschaften 60); XVIII, 452 S.; pb., 39,95 €; ISBN 978-3-8288-3451-4Diss. Heidelberg. – Usahma Felix Darrah nimmt in seiner Dissertation ein Land in den Blick, das derzeit (2015) wie kaum ein anderes im Fokus der Weltpolitik steht: Syrien. Sein Hauptaugenmerk gilt dabei jedoch weniger den gegenwärtigen Bürgerkriegswirren, als vielmehr den ihnen vorausgegangenen Entwicklungen in einem „komplexen regionalen Schlüsselstaat“ (11). Dementsprechend verfolgt die Arbeit zwei Kernziele. Zum einen geht es Darrah angesichts einer von ihm als unzureichend eingeschätzten Literaturlage darum, den „überaus komplexen Geschichtsverlauf im modernen Syrien im 20. Jahrhundert“ nachzuzeichnen. Zum anderen konzentriert er sich auf die „diffusen sozioökonomischen Transformationsprozesse“ (18) der jüngeren Vergangenheit: Nach dem Tode seines Vaters, Hafiz al‑Assad, übernahm Bashar al‑Assad im Jahr 2000 das Amt des syrischen Staatspräsidenten. Die Art und Weise, wie er im Zeitraum von der Übernahme des Amtes bis 2007 – dem Ende seiner ersten siebenjährigen Amtszeit – sowohl die Innen‑ wie auch die Außenpolitik Syriens neu gestaltete, wird ebenso untersucht. Da staatliche und andere, öffentliche Quellen aufgrund von Manipulation oder propagandistischer Verzerrung als Analysegegenstand weitgehend ausscheiden, greift der Autor auf „über 80 dokumentierte Interviews und informelle Gespräche mit Offiziellen und Wissenschaftlern, Unternehmern, Journalisten und Studenten, Geistlichen, Oppositionellen und Vertretern ausländischer Organisationen“ (25) zurück, die er im Zeitraum von 2005 bis 2008 vor Ort geführt hat. Ist es Bashar al‑Assad gelungen, so ist hinsichtlich der Bewertung seiner ersten Amtszeit zu fragen, dem „sklerotischen Staat“ mit seinen „spätsozialistischen Strukturdefiziten, irredentistischer Widerstandsideologie und tieferen ungelösten Nationalfragen“ (403) eine neue Richtung zu geben? Darrah ist sich in seiner Bewertung sicher: Anstelle tatsächlicher Reformen und struktureller Veränderungen habe es in der ersten Amtszeit Bashar al‑Assads „lediglich Absichtserklärungen“ (405) gegeben. Angesichts dieser Unfähigkeit, alte, noch dazu dysfunktionale Strukturen zu überwinden, gelte es schon für die Zeit bis 2007 festzustellen, dass al‑Assad gescheitert sei.
{LEM}
Rubrizierung: 2.63 | 2.21 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Usahma Felix Darrah: Geschichte Syriens im 20. Jahrhundert und unter Bashar Al-Asad. Marburg: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http:///index.php?option=com_content&view=article&id=43713.de/rezension/38703-geschichte-syriens-im-20-jahrhundert-und-unter-bashar-al-asad_47259, veröffentlicht am 30.07.2015. Buch-Nr.: 47259 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA