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/ 05.06.2013
Peter Noller

Globalisierung, Stadträume und Lebensstile. Kulturelle und lokale Repräsentationen des globalen Raums

Opladen: Leske + Budrich 1999; 296 S.; 58,- DM; ISBN 3-8100-2179-2
Angesichts einer fast schon inflationären Verwendung droht "Globalisierung" zu einem nichtssagenden Allerweltsbegriff zu werden, der wenig mehr als eine weltweite Verflechtung von Kommunikationen zu bezeichnen vermag. Dieser Unbestimmtheit ist jedoch nicht einfach durch Expertendefinition abzuhelfen, weil Globalisierung - soziologisch gesehen - immer auch Teil eines "intersubjektiv und intertextuell erzielten Bedeutungsregimes" ist (12), das über die kulturellen Konsequenzen des Prozesses (mit)entscheidet. Der Sozialwissenschaft ist in dieser Auseinandersetzung die Position eines distanzierten Beobachters aus zwei Gründen verwehrt. Einerseits sind die Tendenzen einer globalisierten Sozialwelt gegenwärtig noch so offen, daß sozialwissenschaftlichen Überlegungen eher ein "antizipierender und nicht rekonstruktiver Charakter" zukommt (255). Andererseits haben Sozialwissenschaften seit der "konstruktivistischen" Wende alle Ansprüche auf ein privilegiertes, "richtiges" Wissen über Gesellschaft verloren (253 f.). Vor diesem Hintergrund hat sich Noller zwei Ziele gesetzt: In den Teilen 1 bis 3 will er - vor allem aus der Perspektive einer kulturtheoretisch orientierten Soziologie - konzeptuelle Grundlagen einer "Soziologie des postmodernen und globalen Raumes" entwickeln (18). Daß der strategische Ort der durch den globalen Wandel hervorgebrachten neuen Vergesellschaftungsstrukturen der urbane Raum ist (31), suchen die beiden empirischen Teile (4, 5) am Beispiel Frankfurts a. M. mit den Instrumenten der interpretativen Sozialforschung zu vergegenwärtigen. Auf der Basis eigener Erhebungen über ausgewählte Berufsgruppen der neuen Dienstleistungseliten (Bank, Werbung, EDV) behandelt der Autor einerseits die an deren Interessenlage ausgerichtete Restrukturierung der Stadt als "global city" (107 ff.), andererseits geht es ihm um eine Differenzierung der Lebensstile der global orientierten Berufsmilieus (179 ff.), die auch die kulturellen "Kosten" dieser symbolischen Praktiken benennt (245 ff.). Inhalt: I. Soziologie als kulturelle Praxis: 1. Globalisierung und Soziologie; 2. Soziologie als Repräsentationsarbeit; 3. Kulturelle Modernität; 4. Soziologie des Postmodernismus; 5. Der urbane Raum als Untersuchungsfeld globalen Wandels. II. Kultur der Moderne und kapitalistische Ökonomie: 1. Pluralisierung und Fragmentierung; 2. Kultur als konstitutives Element der Gesellschaft; 3. Gesellschafstheoretische Ansätze zu einer Theorie der Moderne. III. Globalität: Repräsentationen eines veränderten Weltverständnisses: 1. Gesellschaftlicher Wandel und sozialwissenschaftliche Theoriebildung; 2. Postfordismus; 3. Postmodernismus; 4. Vom organisierten zum desorganisierten Kapitalismus; 5. Globalisierung; 6. Diskussion der Ansätze; 7. Ansätze zu einer Soziologie des globalen und postmodernen Raums. IV. Stadt-Räume: Globale Repräsentationen im lokalen Raum: A. Die globale Stadt; B. Die postmoderne Stadt. V. Lebensstil: Repräsentationen global orientierter Berufsmilieus: A. Global orientierte Berufsmilieus; B. Dienstleister in Frankfurt am Main; C. Globale Postmoderne.
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.24.43 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Peter Noller: Globalisierung, Stadträume und Lebensstile. Opladen: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/8296-globalisierung-stadtraeume-und-lebensstile_10929, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 10929 Rezension drucken
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