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/ 17.06.2013
Hermann L. Gremliza (Hrsg.)

Hat Israel noch eine Chance? Palästina in der neuen Weltordnung

Hamburg: KVV konkret 2001 (Konkret Texte 29); 239 S.; 15,24 €; ISBN 3-930786-32-X
Im Deutschland der Sechziger- bis Achtzigerjahre, so der Herausgeber, hat "[f]ast automatisch [...] so gut wie die gesamte Linke fast jeder nationalen Befreiungsbewegung ihre Solidarität erklärt" (13), in keinem Fall jedoch so einhellig und heftig wie dem Kampf Palästinas gegen den Staat Israel. Gremliza drängt hin auf eine Neubewertung des israelisch-palästinensischen Konfliktes durch die Linke. Er schreibt einerseits gegen den schleichenden, bis in die Achtzigerjahre hinein ihm zufolge sogar in der von ihm selbst herausgegebenen Zeitschrift KONKRET zu findenden Antisemitismus der Linken an. Er betont, seit dem Ende des Ost-West-Konfliktes sei Israel nicht länger lediglich als "Brückenkopf des Imperialismus im Nahen Osten" (15) zu verstehen. Andererseits sei aus der PLO - ehedem eine "auch linke, sozialrevolutionäre Bewegung" (16) - inzwischen "unter Mitwirkung der USA und einer kurzsichtigen israelischen Politik, eine antisemitische geworden" (16 f.), deren Entwicklung bereits vorsichtig mit der der Roten Khmer parallelisiert wird. Dabei ist es für Gremliza der am Öl interessierte Imperialismus von amerikanischer, vor allem aber auch der von deutscher Seite, der die Islamisierung und damit den Konflikt in der Region wesentlich befördert hat. Beide Konfliktparteien seien gleichermaßen zu "Opfern dieser Politik" (18) geworden - und gerade angesichts der deutschen Schuld am heutigen Dilemma sagt der Herausgeber: "Ich habe mir oft gewünscht, die Anti-Hitler-Koalition hätte 1945 Gebiete des Deutschen Reichs, Schleswig-Holstein und Niedersachsen etwa oder Bayern und Österreich, von den Ureinwohnern gesäubert und den europäischen Juden als ihren Staat zur Verfügung gestellt, aber so, wie ich will, geht Geschichte nie" (15). Inhalt: Jean Améry: Der ehrbare Antisemitismus (7-12); Hermann L. Gremliza: Wir Palästinenser (13-18); Ralf Schröder: Volkskrieg, Intifada, Jihad. Der nationale Kampf der Araber und Palästinenser gegen Israel und die Juden (19-43); Justus Wertmüller: Aufstand der Anständigen (44-64); Sylke Tempel: Beruf: Palästinenser. Yassir Arafat und die PLO (65-76); Thomas Uwer / Thomas von der Osten-Sacken: Chronik der Al-Aksa-Intifada (77-101); Dokumente (102-107); Yoram Kaniuk: Aus der Traum (109-124); Thomas von der Osten-Sacken / Thomas Uwer: Der arabische Antisemitismus (125-140); Talia Eichhorn: Der arabisch-israelische Frieden. Eine Fata Morgana (141-155); Umfrage. Hat Israel noch eine Chance? Beiträge von Omer Bartov, Georg Fülberth, Micha Brumlik, Andrei S. Markovits, Peter Hacks, Hakam Abdel-Hadi, Asher Ben-Natan, Avi Primor, Moshe Zuckermann (156-169); Yoram Dinstein: Das internationale Recht im arabisch-israelischen Konflikt (170-189); Yehuda Z. Blum: Israel und die Vereinten Nationen. Eine Retrospektive (190-200); Ruth Lapidoth: Haben palästinensische Flüchtlinge das Recht, nach Israel zurückzukehren? (201-206); Martin Kloke: Zwischen Scham und Wahn. Israel und die deutsche Linke 1945-2000 (207-236).
Thomas Nitzsche (TN)
M. A., Fachreferent für Politikwissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena (ThULB).
Rubrizierung: 2.634.41 Empfohlene Zitierweise: Thomas Nitzsche, Rezension zu: Hermann L. Gremliza (Hrsg.): Hat Israel noch eine Chance? Hamburg: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/15059-hat-israel-noch-eine-chance_17100, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 17100 Rezension drucken
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