/ 11.06.2013
Steffen Stierle
Hunger & Armut: eine Verteilungsfrage
Hamburg: VSA 2010 (AttacBasisTexte 34); 94 S.; 6,50 €; ISBN 978-3-89965-398-4Armut ist ein Verteilungsproblem. Weltweit gibt es genug Wohlstand, um allen Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen, so lautet die zentrale These des Volkswirts Stierle, der dem Koordinierungskreis von Attac und der AG Solidarische Ökonomie angehört. „Dass Armut und Reichtum zusammenhängen, liegt auf der Hand. Was der eine hat, das kann die andere nicht haben. [...] Armut und Reichtum sind zwei Seiten derselben Medaille. Wer Armut bekämpfen will, der muss auch Reichtum bekämpfen. Es geht um eine gerechtere Verteilung." (14) Der Autor definiert zunächst die Begriffe: In Europa wird von einer relativen Einkommensarmut gesprochen, im globalen Diskurs werden hingegen absolute Indikatoren verwendet, wer weniger als 1,08 US-Dollar pro Tag zur Verfügung hat, gilt als extrem arm, davon sind immerhin drei Milliarden Menschen betroffen. Im Kapitel „Wohlstandsverteilung in Europa" (17) widmet Stierle sich den Ursachen für die immer weiter zunehmende Polarisierung. Anschließend zeigt er, wie eine Umverteilung durch Steuern gelingen könnte und fordert das „Trockenlegen von Steueroasen“ (46). Die „universalistischen Wohlfahrtsregime" (51) nach skandinavischem Vorbild hält er am ehesten für geeignet, Armut zu bekämpfen und empfiehlt das Modell der solidarischen Bürgerversicherung (Kranken- und Rentenversicherung). Alle Einkommensbezieher würden an der Finanzierung beteiligt werden, unter anderem durch Abgaben auf Unternehmensgewinne. Um im globalen Kontext die Konzentration des Reichtums in den Händen weniger zu stoppen und eine Nord-Süd-Gerechtigkeit zu erzielen, sollte eine globale Finanztransaktionssteuer erhoben werden, um so Einnahmen zur Bekämpfung der Armut zu generieren. Zusätzlich sollte die staatliche Entwicklungshilfe in erheblichem Maße erhöht werden. Damit „eine andere Welt“ (86) nicht nur Utopie bleibt, sollten „Globale Soziale Rechte“ (88) (GSR), wie eine gute Gesundheitsversorgung, das Recht auf soziale Sicherheit, auf Schutz der Familie und auf einen angemessenen Lebensstandard, global verankert werden. Der Begriff GSR stehe, so Stierle, für ein anderes Globalisierungsmodell, nämlich für eine Globalisierung von unten.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.45 | 4.44 | 2.61 | 2.22 | 2.262
Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Steffen Stierle: Hunger & Armut: eine Verteilungsfrage Hamburg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9666-hunger--armut-eine-verteilungsfrage_38850, veröffentlicht am 02.02.2011.
Buch-Nr.: 38850
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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