Politikwiss. Diss. Erlangen-Nürnberg; Erstgutachter: T. Philipp. - Den Hintergund der Arbeit bildet die nach der Ost-West-Konfrontation erneute Hochkonjunktur von althergebrachten Stereotypen: die Stilisierung einer neuen Form von Konfrontation zwischen Orient und Okzident, die Rede vom "Clash of Civilizations". "Der Zweite Golfkrieg wurde medial begleitet durch ein erneut aufgelegtes Feindbild Islam." (2) Der Titel der Studie steht für ihr programmatisches Konzept, "die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Gesellschaften im Nahen und Mittleren Osten und ihrer kulturellen und politischen Strömungen darzulegen" (2). Exemplarisch analysiert die Autorin die Genese und Ausdifferenzierung zweier islamistischer Organisationen im Kontext ihres gemeinsamen religiösen Bezugsrahmens sowie ihres unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Bedingungsgefüges. Inner-islamische Debatten und Entwicklungen werden offengelegt, um zu zeigen, "daß der Islam selbst kein Subjekt ist, sondern von Subjekten interpretiert und mit anderen Elementen verknüpft wird" (440). Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit liegt in der Frage nach den Trägern und Aktivitäten der Organisationen, inwieweit durch sie religiöse Inhalte transportiert werden, die einen Niederschlag in politischen und wirtschaftlichen Konzeptionen finden. Als empirische Grundlage dienen neben der systematischen Auswertung organisationseigener und -naher Publikationen sowie einschlägiger Zeitungen und Zeitschriften der ägyptischen und türkischen Presse zwei Interviewreihen mit studentischen Mitgliedern und Aktivisten der beiden Organisationen. Inhaltsübersicht: I. Politik und islamistische Bewegung in Ägypten; II. Politik und islamistische Bewegung in der Türkei; III. Die politischen Vorstellungen; IV. Islam ist nicht gleich Islam.