Der Autor, Journalist und deutscher Jude, hat kein klassisches politikwissenschaftliches Fachbuch geschrieben, sondern einen Band mit klugen, essayistischen Beobachtungen der jüngsten Entwicklung der israelischen Gesellschaft. Aus Gesprächen mit Vertretern unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen zieht er seine Grundthese, derzufolge der jüdische Konsens und die Einheit der israelischen Nation zerbrochen sind und auf absehbare Zeit nicht wieder herzustellen sein werden. Das Ereignis, das diesen bereits länger andauernden Prozeß nach außen verdeutlichte, war die Ermordung des israelischen Ministerpräsidenten Rabin im November 1995. Verantwortlich für die Fragmentierung macht Schneider eine Reihe von Konflikten, entlang deren Bruchlinien sich innergesellschaftliche Auseinandersetzungen entzündet haben: Das ungelöste Palästinenserproblem, die Konflikte zwischen der politischen Linken und Rechten, zwischen Liberalen und Orthodoxen, zwischen den europäischen und den orientalischen Juden, zwischen Zionisten und Antizionisten sowie zwischen Juden und Arabern. Der Betrachtungszeitraum Schneiders erstreckt sich vor allem auf die Amtszeit von Ministerpräsident Netanjahu (1996 bis 1999), während der fundamentalistische Strömungen die Oberhand zu gewinnen und damit die friedliche Koexistenz, die Israel durch den Friedensprozeß seit 1991 mit einigen arabischen Akteuren erreicht hatte, zu gefährden drohten. Damit hätte die innenpolitische Polarisierung in Israel destabilisierende außenpolitische Folgen gezeitigt. Auch wenn sich durch den Wahlsieg von Ministerpräsident Barak im Mai 1999 wieder moderate, aussöhnungswillige Kräfte in Israel durchgesetzt haben, so bleibt die Gesellschaftsanalyse, die Schneider abgeliefert hat, jedoch weiterhin aktuell. Inhaltsübersicht: I. Die Siedler; II. Die Sefardim; III. Die Antizionisten; IV. Die Säkularen; V. Die israelischen Araber; VI. Die Hoffnungsträger.