„Vom EU‑Fortschrittsbericht abgesehen gab es bislang kein in deutscher Sprache erhältliches Werk, das die wesentlichen Ereignisse und Entwicklungen des jeweils vergangenen Jahres in der Türkei darstellt und erklärt.“ (VII) – Daher fassen Arndt Künnecke und Wolfgang Gieler, beide sind an Istanbuler Universitäten tätig, in ihrem Buch die ihrer Meinung nach wichtigsten Ereignisse in der Türkei des Jahres 2011 in Form von kurzen, nach Monaten gegliederten Artikeln zusammen: als Meldungen zur Innen‑ und Außenpolitik, zu den Bereichen Justiz, Wirtschaft und Gesellschaft. So erfährt man zur Außenpolitik im Januar etwas über die Haltung Erdogans zum Zypernbesuch Merkels: „Er warf ihr in Anspielung darauf, dass der Annan‑Plan zur Vereinigung beider Inselteile von griechischer Seite abgelehnt worden sei, mangelnde Geschichtskenntnis sowie ein unmoralisches Verhalten gegenüber den Türken vor“ (4). Für März wird zum Stichwort Gesellschaft eine Großdemonstration wegen im Zusammenhang mit dem Ergenekon‑Verfahren inhaftierter Journalisten erwähnt: „Neben der Freilassung ihrer Kollegen forderten sie auch Änderungen im Strafgesetzbuch und im Antiterrorgesetz, durch deren Paragraphen die Meinungs‑ und Pressefreiheit derzeit noch deutlich eingeschränkt werde.“ (25) Zur Innenpolitik im Juni liest man unter anderem von der absoluten Mehrheit der AKP bei den Parlamentswahlen. Eine Gesellschaftsmeldung vom Oktober betrifft die Zahlen von Opfern des Erdbebens in Van. Eine Wirtschaftsnachricht im Dezember lautet: „Am 28. Dezember erteilte der türkische Energieminister Taner Yildiz dem russischen Energiekonzern Gazprom die Erlaubnis, die Erdgaspipeline South Stream durch das Schwarze Meer zu verlegen. Im Gegenzug ließ sich die Türkei […] Gaslieferungen bis zum Jahr 2025 zusichern.“ (150) Diese Meldungen stehen unverbunden nebeneinander, eine resümierende Betrachtung der Ereignisse fehlt leider. Der Anhang enthält eine Karte, ein Wirtschaftsprofil, Wahlergebnisse und ‑statistiken, eine Aufstellung der Regierungsmitglieder sowie den Wortlaut der Rücktrittserklärung des ehemaligen Generalstabschefs. Dieses Jahrbuch eignet sich primär für ein populärwissenschaftliches Publikum.