/ 22.06.2013
Laura Schneider
Journalismus und Pressefreiheit in Mexiko. Wie mexikanische Journalisten die Pressefreiheit in ihrem Land einschätzen
Berlin: Lit 2011 (Medien & Politik 43); XXXVI, 138 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-643-11350-4Masterarbeit Hamburg; Begutachtung: S. Weischenberg, H. J. Kleinsteuber. – Mexiko gehört nach den Angaben mehrerer internationaler Organisationen aufgrund der hohen Kriminalität zu den gefährlichsten Ländern für Journalisten, eine kritische Berichterstattung ist häufig unmöglich. Schneider legt eine Studie vor, die dem Thema der Pressefreiheit in Mexiko aus zwei Perspektiven gewidmet ist. Zum einen geht es um eine allgemeine Darstellung der Situation anhand möglichst objektiver Daten. Zum anderen führte die Autorin zwölf Interviews mit mexikanischen Journalisten, um deren Einschätzung der Situation herauszufinden. So sollen auch nicht messbare Faktoren wie eine Selbstzensur und das subjektive Sicherheitsgefühl der Journalisten berücksichtigt werden. Die Resultate weisen jedoch am Ende keinen großen Unterschied zwischen diesen beiden Perspektiven auf, sondern weitgehende Übereinstimmung in der Bestätigung des vorherrschenden Eindrucks: Die aktuelle Situation der Pressefreiheit in Mexiko ist von vielen und teils gravierenden Einschränkungen gekennzeichnet. Dabei stellt die Autorin fest, dass zunächst mit dem Machtwechsel 2000 in Mexiko einige Verbesserungen in Form neuer Gesetze erfolgten und die Berichterstattung vielfältiger wurde. Es blieben jedoch weiterhin starke Einschränkungen bestehen, die mit der großen Medienkonzentration und dem starken politischen und wirtschaftlichen Einfluss auf die Medien zusammenhingen. Verschlimmert habe sich die Situation zudem seit 2006 durch den mexikanischen Drogenkrieg, in dem Journalisten Opfer zahlreicher Gewalttaten geworden seien. Gerade diese Situation veranlasse viele der interviewten Journalisten dazu, schreibt Schneider, sich einer Selbstzensur zu unterwerfen. Von diesen sich wechselseitig bestätigenden Ergebnissen aus den beiden Studien wichen die Einschätzungen der Journalisten von der „objektiven“ Lage der Pressefreiheit allerdings in der Hinsicht ab, dass sie u. a. die Themenvielfalt oder die Möglichkeit der Rezeption durch die Bürger negativer einschätzten. Positiver als die „objektiven“ Daten bewerteten die Journalisten jedoch die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie das subjektive Gefühl von Sicherheit und Freiheit. Es handelt sich insgesamt um eine interessante Untersuchung, die jedoch aufgrund der geringen Fallzahl nur Tendenzen aufzeigen kann, die in weiteren empirischen Studien vertieft werden müssten.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.65 | 2.22
Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Laura Schneider: Journalismus und Pressefreiheit in Mexiko. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35405-journalismus-und-pressefreiheit-in-mexiko_42673, veröffentlicht am 15.11.2012.
Buch-Nr.: 42673
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Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
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