/ 03.06.2013
Jan Siedlarz
Kirche und Staat im kommunistischen Polen (1945 - 1989)
Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 1996 (Abhandlungen zur Sozialethik 38); 416 S.; kart., 52,- DM; ISBN 3-506-70238-6Diss. Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Augsburg; Erstgutachter: A. Rauscher. - Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage nach den Gründen für die besondere Stellung der katholischen Kirche in der Gesellschaft Polens zur Zeit des Kommunismus und im gesamten kommunistischen Osteuropa. Eingegangen wird auf die Kontroversen, die das Verhältnis von Kirche und Staat über 45 Jahre begleiteten.
Die Stärke der polnischen Kirche beruhte darin, einerseits im Volk zu wurzeln und "gewissermaßen über die Seele der Nation" zu verfügen, andererseits in ihrer Fähigkeit, sich "an die Spielregeln des Regimes" anzupassen (23), weshalb die Definition ihrer Position im politischen Gefüge des Staates schwierig war. Trotz Verfolgung entwickelte sich die Kirche zum Fürsprecher oppositioneller Kräfte, wurde im Bemühen um Freiheit und Demokratie zur "Stimme der Gesellschaft" (23) und "als eine der politischen Hauptoppositionskräfte", "später als einzige politische Opposition" angesehen (396). Während anfänglich die Kirche den Kontakt zum Staat suchte, kehrte sich diese Situation im Laufe der Jahre um, bemühte sich der Staat um Zusammenarbeit.
Der Autor stützt seine Studien u. a. auf die Auswertung von Dokumenten des polnischen Episkopats, Texte des jeweiligen Primas in Polen, Stellungnahmen des polnischen Papstes sowie Dokumente von Regierungsstellen und der KP.
Inhaltsübersicht: 1. Das Historische Erbe; 2. Die Gestaltung der 'Volksmacht' (1944/45 - 1947): 2.1 Die neuen Grenzen und damit verbundene Volksverschiebungen; 2.2 Die Machtübernahme; 2.3 Die Kirche angesichts der neuen Situation; 2.4 Kirche und Staat - die ersten Spannungen und Schwierigkeiten. 3. Die stalinistische Periode - Der offene Konflikt mit der Kirche (1948 - 1956): 3.1 Der Aufbau der 'volksdemokratischen Ordnung'; 3.2 Die offene Verfolgung der Kirche. 4. Die Ära Gomulka - Neue Verfolgungen der Kirche in Polen (1956 - 1970): 4.1 Der 'Polnische Oktober' als Vorstufe einer anderen Spielart des Kommunismus; 4.2 Die Kirche zur Zeit Gomulkas. 5. Die Ära Gierek - Das neue Schlagwort 'Normalisierung' und der Dialog mit der Kirche (1970 - 1980): 5.1 Gesellschaft und Staat in den siebziger Jahren; 5.2 Die katholische Kirche Polens in den siebziger Jahren. 6. Die freie Gewerkschaft 'Solidarno´s´c', Kriegszustand und die Kirche (1980 - 1983): 6.1 Die Entstehung und die Anerkennung der freien Gewerkschaften; 6.2 'Solidarno´s´c' und Kriegszustand - neue Herausforderungen für die Kirche in Polen. 7. Die Endphase des Kommunismus in Polen und die Kirche (1983 - 1989): 7.1 Vom Versuch, den Kommunismus zu stärken, bis zum Umbruch von 1989; 7.2 Die Kirche in der Endphase des Kommunismus. 8. Zusammenfassung und Ausblick.
Sabine Steppat (Ste)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.62 | 2.23
Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Jan Siedlarz: Kirche und Staat im kommunistischen Polen (1945 - 1989) Paderborn u. a.: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1576-kirche-und-staat-im-kommunistischen-polen-1945---1989_1794, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 1794
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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