/ 22.06.2013
Merle Vetterlein
Konfliktregulierung durch power-sharing-Modelle: das Fallbeispiel der Republik Makedonien
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2010 (Demokratie, Sicherheit, Frieden 196); 270 S.; 49,- €; ISBN 978-3-8329-5381-2Politikwiss. Diss. Hamburg; Gutachter: H. J. Gießmann, M. Brzoska. – Nach den ethnopolitischen Kriegen auf dem Balkan in den 90er-Jahren entstanden souveräne Nationalstaaten, die durch heterogene Gesellschaften geprägt sind. Oftmals ist solche Heterogenität der Nährboden für gesellschaftliche Konflikte. Modelle der demokratischen Machtteilung wurden entwickelt, um Konflikte zwischen staatsbildender Mehrheit und der im Staat lebenden Minderheit(en) zu transformieren, wobei auf gesellschaftspolitischer Ebene die Inklusion aller Gruppen angestrebt wurde. In der Konfliktforschung ist es allerdings strittig, ob nach ethnischen Kriterien unterteilte Demokratien langfristig stabile Staaten bilden. In diesem Kontext ist die Studie von Vetterlein angesiedelt. Sie untersucht das Rahmenabkommen von Ohrid, mit dem im Jahr 2001 in der Republik Makedonien ein Modell der Machtteilung auf den Weg gebracht wurde, hinsichtlich seines Einflusses auf die Konfliktstruktur und das politische System. Für die Analyse greift Vetterlein neben Ansätzen zur Machtteilung auf die Cleavage-Theorie zur Identifikation der zentralen Konfliktlinien in der makedonischen Gesellschaft zurück. Untersucht werden zunächst das politische System und die Konfliktstruktur der Republik Makedonien von der Unabhängigkeit 1991 bis ins Jahr 2001 und dann die Konfliktregulierung durch das Rahmenabkommen von Ohrid. Die detaillierte und interessante Analyse zeigt, dass bei der Formulierung des Abkommens von 2001 die komplexe gesellschaftliche Konfliktstruktur nicht ausreichend berücksichtigt wurde. Die Autorin weist auf zentrale institutionelle Schwächen hin. Ein Konfliktstillstand sei zwar erreicht worden, es sei aber nicht absehbar, „ob dieser Zustand […] langfristig zu Stabilisierung oder Destabilisierung“ (239) führe. Für entscheidend hält Vetterlein in dieser Hinsicht die EU, deren Einfluss den innenpolitischen Reformprozess stärken könne.
Johannes Jüde (JÜ)
Student, Geschwister-Scholl-Institut, LMU München, Hochschule für Philosophie München.
Rubrizierung: 2.61 | 2.2 | 2.21 | 2.22 | 2.23 | 2.25 | 4.42
Empfohlene Zitierweise: Johannes Jüde, Rezension zu: Merle Vetterlein: Konfliktregulierung durch power-sharing-Modelle: das Fallbeispiel der Republik Makedonien Baden-Baden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/32344-konfliktregulierung-durch-power-sharing-modelle-das-fallbeispiel-der-republik-makedonien_38592, veröffentlicht am 17.06.2010.
Buch-Nr.: 38592
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Student, Geschwister-Scholl-Institut, LMU München, Hochschule für Philosophie München.
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