/ 06.06.2013
Johannes Zuber
Krise und Zerfall einer Weltmacht. Ursachen und Hintergründe des Scheiterns der UdSSR
Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2011 (Politische Kulturforschung 6); 132 S.; geb., 19,80 €; ISBN 978-3-631-60669-8Als Michail Gorbatschow am 25. Dezember 1991 als Präsident der Union Sozialistischer Sowjetrepubliken (UdSSR) zurücktrat, endete auch deren fast 70-jährige staatliche Existenz – es war eine Zäsur in der Weltgeschichte. Die Großmacht hatte seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges militärisch, wirtschaftlich und politisch das internationale Geschehen mitbestimmt. Wie es zu dem schnellen Zerfall des riesigen Staates kam, analysiert der Autor. „Im Mittelpunkt dieser wissenschaftlichen Arbeit steht so die Frage nach den Ursachen, den Hintergründen und den Auslösern des Scheiterns der UdSSR.“ (8) Zuber untersucht die innenpolitischen, außenpolitischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Faktoren des Staatszerfalls. Dass die Sowjetunion so schnell zerfiel, hatte nach Ansicht des Autors salopp gesagt zwei Gründe: die (wirtschaftlichen) Umstände und Michail Gorbatschow. Der bedeutendste Grund für das Scheitern der UdSSR war der defizitäre Charakter des Wirtschaftssystems. Der sowjetischen Wirtschaft gelang es nicht, die Bevölkerung ausreichend zu ernähren und Konsumwünsche zu stillen. Gorbatschow, von März 1985 bis August 1991 auch Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU), schaffte es in der Kürze der Zeit nicht, entscheidende marktwirtschaftliche Reformen einzuführen, auch weil er am Parteimonopol der KPdSU festhielt. „So scheiterte Michail Gorbatschow sowie die UdSSR auch letztlich an der fehlenden Erkenntnis, dass sowohl ein Großteil der einzelnen Sowjetrepubliken, als auch eine Vielzahl der dort lebenden Bürgerinnen und Bürger eine Fortführung der eigentlich nur mit negativen Erinnerungen behafteten Sowjetunion ablehnen und den Desintegrationsprozess der UdSSR so unterstützten.“ (119) Die multiplen Zerfallsursachen der UdSSR stellt der Autor überzeugend zusammen. Allerdings nutzt er ausschließlich deutschsprachige Literatur und einige auf Deutsch vorliegende russische Analysen. Eine breitere Literaturbasis mit der Einbeziehung des russischen und angloamerikanischen Forschungsstands wäre wünschenswert gewesen.
Wilhelm Johann Siemers (SIE)
Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
Rubrizierung: 2.62 | 2.2 | 2.25 | 4.22
Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Johann Siemers, Rezension zu: Johannes Zuber: Krise und Zerfall einer Weltmacht. Frankfurt a. M. u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9170-krise-und-zerfall-einer-weltmacht_41475, veröffentlicht am 05.01.2012.
Buch-Nr.: 41475
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Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
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