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/ 21.06.2013
Philip Rosin

Kurt Georg Kiesinger und Charles de Gaulle. Die Entwicklung der deutsch-französischen Beziehungen in der Zeit der Großen Koalition 1966-1969

Bonn: Bouvier Verlag 2007 (Forum junge Politikwissenschaft 9); 136 S.; kart., 15,90 €; ISBN 978-3-416-03230-8
Politikwiss. Magisterarbeit Bonn; Gutachter: K. Hildebrand. – Rosin betrachtet die Frankreichpolitik der Großen Koalition und die Entwicklung der deutsch-französischen Beziehungen in den Jahren 1966 bis 1969 konzentriert auf drei wichtige Akteure: Bundeskanzler Kiesinger, Außenminister Brandt und den französischen Präsidenten de Gaulle. Ausgangspunkt der Politik Kiesingers sei die Erkenntnis gewesen, dass die Staaten Westeuropas ihre Machtlosigkeit nur durch eine enge Zusammenarbeit überwinden könnten. Damit habe aber nicht nur die Freundschaft zu Frankreich eine wichtige Rolle in der Außenpolitik eingenommen, schreibt Rosin, sondern auch das Ziel, die EWG um Großbritannien zu erweitern. Dieses Ziel aber sei auf den ausdrücklichen Widerstand de Gaulles gestoßen. Die Debatte über den EWG-Beitritt Großbritanniens habe sich deshalb zu einer Belastung der deutsch-französischen Beziehungen entwickelt. Zudem habe es weitere Konflikte gegeben, so etwa durch die unterschiedlichen Blicke auf die Ostpolitik. De Gaulle habe nicht nur versucht, die Westdeutschen zu einer Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze zu drängen, sondern sogar dem Nachbarn eine Mitschuld an der Niederschlagung des Prager Frühlings geben: Die Bundesrepublik habe mit ihrer Annäherungspolitik und den Handelsbeziehungen die Sowjetunion quasi provoziert. Verändert aber hätten sich die deutsch-französischen Beziehungen auch vor dem Hintergrund der Währungskrise 1968, bei der das (wirtschafts-)politische Gewicht der Bundesrepublik und damit ihre (neue) Eigenständigkeit deutlich geworden sei. Insgesamt beurteilt der Autor die Ergebnisse der Frankreichpolitik der Großen Koalition aus der Perspektive der Erwartungen Kiesingers als bescheiden, er „scheint seinen Einfluß auf de Gaulle überschätzt zu haben“ (117). Da von diesem keine positiven Impulse mehr zu erwarten gewesen wären, sei sein Rücktritt vom Amt des Präsidenten aus Sicht der Bundesregierung deshalb zur rechten Zeit erfolgt.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.214.222.612.313 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Philip Rosin: Kurt Georg Kiesinger und Charles de Gaulle. Bonn: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/28904-kurt-georg-kiesinger-und-charles-de-gaulle_34120, veröffentlicht am 19.06.2008. Buch-Nr.: 34120 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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