/ 06.06.2013
Kurt Kuch
Land der Diebe
Salzburg: ecowin 2011; 238 S.; 22,90 €; ISBN 978-3-7110-0009-5„Das Zulassen oder gar Ermöglichen von Korruption ist [...] nichts anderes als Diebstahl an der Zukunft dieses Landes“ (16). Der Journalist Kuch enttarnt die seiner Auffassung nach systematische und zielgerichtete Korruption in Österreich. Er skizziert prägnante Fälle, die ihm aus seiner langjährigen journalistischen Praxis bekannt sind, und verweist auf politische und juristische Versäumnisse. Kuch kritisiert die zu geringe Anzahl von Staatsanwälten, überholte gesetzliche Rahmenbedingungen und eine mangelnde Transparenz des österreichischen Systems. In diesem Zusammenhang erklärt er das Phänomen der sogenannten Haberer. Diese speziellen Freunde bewirken, dass in der Korruptionsbekämpfung Verfahren verschleppt, Aussagen wichtiger Belastungszeugen der Gegenseite vorab zugänglich gemacht oder Ermittlungen gar nicht erst durchgeführt werden. Der Autor verweist auf die skandalträchtigen Fälle – die Verwicklungen des Finanzministers Karl-Heinz Grasser mit der New Economy, der Subventionsdschungel um die Kärntner Hypo Alpe Adria oder Grassers Stiftungen in Liechtenstein. Süffisant erinnert er daran, dass Grasser selbst in seiner Zeit als Finanzminister vergessen hatte, die Gewinne aus seinem kanadischen Wertpapierdepot zu versteuern. Ein weiterer spektakulärer Fall sind die Zuwendungen, die Jörg Haider von Muammar Gaddafi und Saddam Hussein bekommen haben soll. Kuchs Fazit aus all den nicht restlos aufgeklärten und strafrechtlich häufig nur ungenügend aufgearbeiteten Skandalen lautet: „Österreich befindet sich in einem Zustand, der jenem Italiens in den frühen 90er-Jahren ähnelt“ (231). Den einzigen Unterschied sieht Kuch in dem Fehlen physischer Gewalt. Doch diese habe man, so resümiert er, in Österreich auch gar nicht nötig, da im Wechselspiel aus hoch bezahlten Anwälten, einzelnen Richtern und Staatsanwälten, Politik und Wirtschaft schon im Vorfeld dafür gesorgt werde, dass nichts schief gehen könne.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.4 | 2.23
Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Kurt Kuch: Land der Diebe Salzburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9156-land-der-diebe_40622, veröffentlicht am 14.07.2011.
Buch-Nr.: 40622
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