/ 29.09.2016

Norman G. Finkelstein
Methode und Wahnsinn. Die Hintergründe der israelischen Angriffe auf Gaza. Aus dem Englischen von Maren Hackmann-Mahajan
Hamburg: LAIKA Verlag 2016 (Edition Provo 14); 149 S.; 19,- €; ISBN 978-3-944233-62-8Drei Kriege in sieben Jahren, Kriege, bei denen die israelische Armee und verschiedene palästinensische Gruppen, hauptsächlich die Hamas im Gazastreifen, gegeneinander kämpften – Norman G. Finkelsteins Grundton wird schon in der ersten Zeile des Vorwortes deutlich, er spricht davon, dass „Israel in Gaza drei Massaker verübt“ (11) habe, wenn er die drei Auseinandersetzungen von 2008/2009, 2012 und 2014 aufzählt. Mit seinem Buch will der US‑amerikanische Politologe den Verlauf der Kriege nachzeichnen und analysieren. Er betont, dass ihm aber vor allem viel daran liege, gängige Interpretationen der Auslöser und Kriegsfolgen zu hinterfragen. Darüber, in welche Richtung seine Interpretation geht, lässt er keine Zweifel. Er stellt seinem Text drei Grundthesen voran: Israel habe jeweils unter falschen Alibis die Hamas zur Waffengewalt provoziert, um einen militärischen Konflikt zu rechtfertigen und „Gaza mit mörderischer Gewalt zu überziehen“ (11). Dabei habe laut Finkelstein die israelische Seite außerdem Kriegsverbrechen verübt, für die sie aber nie belangt worden sei. Drittens hätten die Kriege auch nie etwas an der Patt‑Situation geändert, mit der Israel aber deutlich besser leben könne als die Palästinenser. Der Autor beruft sich mit seiner Kritik unter anderem auf mehrere Berichte von Menschenrechtsgruppen, die Israel nach dem Ende des Konflikts Kriegsverbrechen vorwarfen. Ausführlich befasst der Autor sich mit dem sogenannten Goldstone‑Bericht, der im Auftrag von UN‑Institutionen vom südafrikanischen Richter Richard Goldstone verantwortet wurde und beschrieb, dass demnach sowohl Palästinenser als auch Israelis im ersten Gazakrieg gegen das Kriegsvölkerrecht verstoßen hätten. Israel habe anschließend alle Hebel in Bewegung gesetzt, um diesen Bericht und seine Autoren „in Misskredit zu bringen“ (41). Dass Goldstone seinen Bericht 2011 schließlich doch in großen Teilen widerrief, kritisiert Finkelstein scharf, der Jurist habe damit „der Sache der Wahrheit, Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit schweren Schaden zugefügt“ (43). Auch in einem so augenfällig subjektiv verfassten Buch hätte der Autor dem politisch hochbrisanten und sensiblen Thema gerechter werden können, wenn er auf eine neutralere, sachlichere Wortwahl geachtet hätte. So aber schreibt Finkelstein etwa davon, dass die Hamas „größtenteils nichts anderes […] als frisierte Feuerwerkskörper“ verschossen habe, auf die Israel mit einer „Bombenterrorkampagne“ (93) geantwortet habe.
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Rubrizierung: 2.63 | 4.41 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Norman G. Finkelstein: Methode und Wahnsinn. Hamburg: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/40087-methode-und-wahnsinn_48390, veröffentlicht am 29.09.2016. Buch-Nr.: 48390 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA