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/ 17.06.2013
Shir Mohammad Rawan

Moderne Massenmedien und traditionelle Kommunikation in Iran und Pakistan

Hamburg: Deutsches Orient-Institut 2000 (Medien und politische Kommunikation - Naher Osten und islamische Welt 2); 491 S.; 30,68 €; ISBN 3-89173-060-8
Sozialwiss. Habilitationsschrift Leipzig. - Bisweilen halte sich die falsche Ansicht über die Entwicklungsländer, dass eine Modernisierung von Staat und Gesellschaft nur möglich sei, wenn die dortigen Kommunikationsnetzwerke das Niveau der westlichen Informationssysteme erreichen. Dieser Annahme widerspricht der Autor und untersucht deshalb die traditionelle Kommunikation in Pakistan und die modernen Massenmedien im Iran. Für die Islamische Republik fragt Rawan, inwieweit die Rundfunk- und Printmedien als Informationsproduzent fähig waren, den Islamisierungsprozess in die Praxis umzusetzen. In der von Paschtunen besiedelten nordwestlichen Region Pakistans erörtert der Autor "einerseits das Erfassen der Rolle der traditionellen personalen Kommunikation (Moschee, Bazar, Markttage, Hujra [Gästehaus], Teehaus, Jerga [Stammesratversammlung], Nachbarn und Freund u. s. w.) bei der Befriedigung der Informationsbedürfnisse und andererseits das Aufzeigen der Inhalte der modernen Medien (Rundfunk und Presse) aus Sicht der Rezipienten." (18) Rawan hebt dabei "die Rolle der religiösen und traditionellen 'opinion leader' [Khân/Mâlek, Mullah, Lehrer]" (18) hervor. Für beide Länder kommt der Wissenschaftler zum Schluss, dass alle Versuche einer Modernisierungspolitik durch Medien gescheitert seien, weil sie auf einem importierten und dem traditionellen Wertesystem widersprechenden Konzept basierten. Rawans Untersuchung belegt, "daß ein funktionierendes Kommunikationssystem weder allein durch die Verbreitung der herrschenden Ideologie einer bestimmten Schicht noch durch den Import von Medientechnik und die Übernahme der Programmgestaltung nach westlichem Vorbild realisiert werden kann, sondern daß diese von der Verbindung des modernen Ideengutes mit traditionellen nationalen Anschauungen und Kommunikationsformen sowie der Entwicklung eines eigenen nationalen Kommunikationsmodells abhängig ist" (466). Inhaltsübersicht: I. Kommunikation und Medienpolitik im Iran und in Pakistan nach politischen und sozio-kulturellen Aspekten; II. Medienentwicklung und Medienpolitik zur Zeit der Muhammad-Reza Schah-Herrschaft; III. Medienentwicklung und Islamisierung der Medien nach der "Islamischen Revolution" 1979 bis heute; IV. Inhalte und Darstellungsweisen der Printmedien des Iran, untersucht am Beispiel der führenden Tageszeitungen Kayhan und Jomhur-i-Islami; V. Elektronische Massenmedien im Iran; VI. Die Nachrichtenagentur der Islamischen Republik Iran (IRNA); VII. Darstellung der Mediensituation Pakistans; VIII. Empirische Feldforschung zur Resonanz der traditionellen Kommunikation und der modernen Medien in der von Paschtunen besiedelten Region Nordwest-Pakistan.
Wilhelm Johann Siemers (SIE)
Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
Rubrizierung: 2.632.682.22 Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Johann Siemers, Rezension zu: Shir Mohammad Rawan: Moderne Massenmedien und traditionelle Kommunikation in Iran und Pakistan Hamburg: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/15139-moderne-massenmedien-und-traditionelle-kommunikation-in-iran-und-pakistan_17199, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 17199 Rezension drucken
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