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/ 11.06.2013
Carsten Wieland

Nationalstaat wider Willen. Politisierung von Ethnien und Ethnisierung der Politik: Bosnien, Indien, Pakistan

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2000 (Campus Forschung 814); 425 S.; kart., 88,- DM; ISBN 3-593-36506-5
Diss. HU Berlin; Gutachter: G. Schödl, P. Heine. - Von einer funktionalen Definition von Ethnie ausgehend, analysiert Wieland die Prozesse der muslimischen Nationalstaatswerdung in Bosnien-Herzegowina, Indien und Pakistan. Die Länder "liegen geographisch weit auseinander. Doch sie teilen viele Parallelen und vor allem [...] Widersprüche" (17) im Zuge der Staatswerdung. Während die Entwicklung Pakistans aus einer historischen Perspektive bis zur Krise des Jahres 1947 nachvollzogen wird, reicht die Analyse der beiden anderen Länder bis in die Neunzigerjahre. Auf Basis des ausgewerteten anthropologischen Materials und den Eindrücken eigener journalistischer Aufenthalte in Sarajewo und Indien vertritt der Verfasser die These, dass in den untersuchten Ländern keine primordialen Unterschiede zwischen den Muslimen und den anderen dort lebenden Bevölkerungsgruppen existieren. Vielmehr wurde politisch motiviert - auf Basis von Sprache, Geschichte und Territorium - erst nachträglich "aus dem Glauben mehr als nur eine Religion, sondern eine 'Ethnie' und schließlich eine Ethno-Nation" (352) konstruiert.
Christoph Emminghaus (cem)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.232.252.622.684.42 Empfohlene Zitierweise: Christoph Emminghaus, Rezension zu: Carsten Wieland: Nationalstaat wider Willen. Frankfurt a. M./New York: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/11928-nationalstaat-wider-willen_14230, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 14230 Rezension drucken
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