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/ 01.09.2016
Renate Mayntz (Hrsg.)

Negotiated Reform. The Multilevel Governance of Financial Regulation

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2015 (Schriften aus dem Max-Planck Institut für Gesellschaftsforschung 85); 193 S.; 34,90 €; ISBN 978-3-593-50551-0
Die Autor_innen der Beiträge dieses Bandes, so Renate Mayntz in ihrer Einleitung, begreifen die Notwendigkeit von Finanzmarktregulationen, wie sie nach dem Beginn der Weltwirtschafts‑ und Finanzkrise offensichtlich geworden ist, als langwierigen Prozess. Regulationsmaßnahmen seien auf nationaler, auf europäischer und auf internationaler Ebene ergriffen worden, weswegen sich die Frage nach ihrer Koordination mit besonderer Vehemenz stelle. Lora Anne Viola geht der Frage nach, welche konkreten Governance‑Strategien in einer hochgradig fragmentierten institutionellen Umgebung zur Verfügung stehen. In unmittelbarer Reaktion auf die Krise hätten sich die führenden Wirtschaftsnationen nicht etwa auf eine Stärkung des IWF oder anderer internationaler Organisationen verständigt, sondern stattdessen eine Finanzministerkooperation im Rahmen der G20‑Treffen forciert. Diese Form intergouvernementaler Kooperation sei erstaunlich, weil die G20 weder international bindende Entscheidungen treffen könne, noch über die nötige Expertise oder gar hinreichende Aushandlungsmechanismen verfüge. Auch wenn die Etablierung einer Weltfinanzorganisation, so Viola, auch mittelfristig noch unwahrscheinlich bleibe, so dürfe sich doch niemand darüber hinwegtäuschen, dass die Krisenkooperation über die G20 nicht nur mannigfaltige organisatorische Defizite angesichts der ihr gestellten Aufgabe aufweise. Auch biete diese Form der Kooperation den Staaten die Möglichkeit, nachhaltige Reformen und Regulationen des Finanzsektors zu hintertreiben, was die Chancen für eine erneute Krise keinesfalls minimiere. Es sind diese, trotz drängenden Problembewusstseins immer wieder auftretenden Hindernisse internationaler Kooperation, die Fritz W. Scharpf und Renate Mayntz in ihrem abschließenden Beitrag näher untersuchen. In dem nur locker verbundenen, hochgradig diversifizierten internationalen Staatensystem, so eine der Schlussfolgerungen, hätten primär nationale Präferenzen zur Problemlösung angesichts einer internationalen Krise zusammen mit unterschiedlichen Interessen der jeweiligen Regierungen und Interventionsmöglichkeiten weiterer Stakeholder konzertierte Aktionen wenn schon nicht behindert, dann zumindest nicht befördert. Auf der anderen Seite sei bemerkenswert, dass durch vielschichtige nationale Maßnahmen insgesamt ein politisches Klima geschaffen worden sei, das nachhaltige Reformen der Tendenz nach forciert habe. Dass eine international bindende Regulierung des Finanzsektors indes noch fehle, stehe außer Frage.
{LEM}
Rubrizierung: 4.434.33.52.32.612.644.214.22 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Renate Mayntz (Hrsg.): Negotiated Reform. Frankfurt a. M./New York: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de//index.php?option=com_content&view=article&id=40039, veröffentlicht am 01.09.2016. Buch-Nr.: 47977 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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