Der Autor versteht seine Studie als historische Sondierung, wobei er nur auf einer lückenhaften Quellenbasis arbeiten konnte - die Arbeit ist Teil eines Forschungsprojekts unter der Leitung von Dieter Nohlen über Wahlen und Wahl(rechts)systeme in Lateinamerika. Fuchs zeichnet die Entwicklung Nicaraguas nach, wobei die politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse ebenso wie die Positionen der maßgeblichen Akteure, die demografische Entwicklung und die Bildungssituation vor allem im Hinblick auf die Wahlen beschrieben werden. Dann werden die Wahlrechtsentwicklung und einzelne Wahlen genauer analysiert. Im dritten Teil erläutert der Autor den Umfang der Wahlbeteiligung sowie die Wahlkampagnen und wirft einen Blick auf die Pressefreiheit und auf den Einfluss von Faktoren, die der Manipulation dienen. Insgesamt stellt Fuchs fest, dass weite Teile der Bevölkerung von der politischen Mitwirkung und der wirtschaftlichen Entwicklung ausgeschlossen waren. Durch Zensusbestimmungen für potenzielle Kandidaten sei zudem sichergestellt worden, dass niemand an die Macht kam, der gegen die Interessen der einflussreichen Gruppen gehandelt hätte. 1858 habe der Präsident weitere Macht erhalten, sodass er den Staat patriarchalisch habe managen können. Der Autor meint, dass es deshalb nur konsequent gewesen sei, dass die Liberalen 1893 nicht zu Wahlzetteln, sondern zu den Waffen gegriffen hätten, um ihre Gegenspieler zu entmachten. Aber trotz demokratischer Neuerungen seien die dann folgenden Wahlen auch zum Ende des Jahrhunderts nicht zur primären Legitimationsquelle einer Herrschaft geworden, die sich demokratisch verstanden habe.