/ 21.06.2013
Friedrich Schmidt-Bleek
Nutzen wir die Erde richtig? Die Leistungen der Natur und die Arbeit des Menschen. Hrsg. von Klaus Wiegandt
Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag 2007 (Forum für Verantwortung); 256 S.; 9,95 €; ISBN 978-3-596-17275-7Die Titelfrage darf man getrost verneinen: Der Autor, Professor für Chemie und Präsident des Factor-10-Instituts in Frankreich, weist schlüssig nach, dass wir in jeder Hinsicht zu viele Ressourcen verbrauchen. Sein Buch ist ein einziger Appell zum Maßhalten, damit der Raubbau an der Lebensgrundlage aller Generationen nach uns ein Ende hat. Schmidt-Bleek ruft aber keineswegs zum Verzicht oder gar zur Selbstkasteiung auf. Er ist überzeugt davon, dass Wohlstand auch ohne ständig steigenden Materialeinsatz möglich ist. Dazu sei jedoch ein radikales Umdenken nötig: Dabei geht es „um die Frage, wie man die physikalische Basis der menschlichen Wirtschaft zukunftsfähig macht durch die Umstrukturierung des Naturverbrauchs im gesamten Herstellungs- und Konsumbereich.“ (124) Der erste Schritt dazu ist ein eigentlich selbstverständlicher, aber doch erfrischend neuer Denkansatz: Wir kaufen im Grunde keine Produkte, sondern „Dienstleistungsmaschinen“ (168). „Güter und Einrichtungen zu nutzen heißt, sich ihre Dienstleistungen zu Eigen zu machen.“ (169) Und dazu müssen wir sie nicht unbedingt besitzen. So könnte man sich einen Rasenmäher mit dem Nachbarn teilen und auch Konzepte wie das Car-sharing zeigen, dass selbst individuelle Mobilität auf gemenschaftliche Weise organisiert werden kann. Doch ob dies tatsächlich im Einzelfall die Ressourcen besser schont als eigener Besitz, versucht Schmidt-Bleek mittels umfangreicher Berechnungen herauszufinden. Als Vergleichseinheit dient ihm dabei der lebenslange Materialeinsatz, genannt MIPS (Material Input pro Einheit Service), ausgedrückt in Gewichtseinheiten. Damit wird gemessen, wie viel Ressourcen verbraucht werden, um eine Dienstleistung herzustellen. Letztlich geht es also darum, die Ressourcenproduktivität zu verbessern. Schmidt-Bleek peilt dabei mit seinem Institut den Faktor 10 an. Er zeigt detailliert, wie Stoffströme zu bewerten sind und macht damit deutlich, dass Zukunftsfähigkeit nur durch einen ganzheitlichen Ansatz, der Produkte und Dienstleistungen von der Wiege bis zur Bahre begleitet und bewertet, zu erreichen ist.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.45 | 2.2 | 2.261
Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Friedrich Schmidt-Bleek: Nutzen wir die Erde richtig? Frankfurt a. M.: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/27394-nutzen-wir-die-erde-richtig_32096, veröffentlicht am 16.08.2007.
Buch-Nr.: 32096
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M. A., Politikwissenschaftler.
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