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/ 19.06.2013
Tariq Ali

Pakistan. Ein Staat zwischen Diktatur und Korruption. Aus dem Englischen von Michael Bayer

Kreuzlingen/München: Hugendubel (Diederichs) 2008; 334 S.; geb., 19,95 €; ISBN 978-3-7205-3059-0
Ali gilt als profunder Kenner Pakistans und der Region samt der historischen und aktuellen Verstrickungen der westlichen Politik und Geheimdienste. Sein mittlerweile drittes Werk zu seinem Heimatland ist nicht weniger kritisch als die beiden Vorgänger: Ali zeichnet die Geschichte von den Unruhen im kolonialen Indien bis zur Gegenwart nach und rechnet dabei mit den Eliten heftig ab. Inkompetenz, Nepotismus, Korruption sowie die Feindschaft zu Indien seien die Konstanten, die die Regierungen und die jeweils machthabenden Gruppierungen prägten. Sein Misstrauen gegenüber jedweder Partei geht dabei soweit, dass er sogar behauptet, gegenwärtig existiere zur Militärregierung keine politische Alternative. Trotz aller angeprangerten Missverhältnisse und der dem Kollektiv der politischen Eliten attestierten Inkompetenz und Raffgier sei Pakistan jedoch kein gescheiterter, sondern vielmehr ein „dysfunktionaler Staat“ (224). Ali skizziert ferner die enge Verflechtung des Landes mit dem Schicksal Afghanistans, die seit jeher überaus enge, jedoch nie gleichwertige Bindung an die USA und die Politikerdynastie der Bhuttos. Gerade die Gestalt der Benazir Bhutto sieht er dabei deutlich kritischer als die westlichen Regierungen und Medien, die sie zur Ikone der pakistanischen Demokratie stilisierten. Trotz des düsteren Bildes, das Ali von der Vergangenheit und der Gegenwart Pakistans beschwört, sieht er doch Hoffnung aufkeimen: Die massiven Proteste der Anwälte seien ein gutes Zeichen für ein Aufbrechen der politischen Apathie, die die Bevölkerung befallen habe. Aus persönlichen Gesprächen mit den Mächtigen und denen, die Zugang zu diesen hatten, speist sich das detaillierte Bild, das Ali in diesem Buch zeichnet. Dabei geht er nicht immer wertfrei vor, was auch seine Wortwahl bezüglich der pakistanischen Elite verdeutlicht. Diese Abrechnung gibt dennoch einen hervorragenden Einblick nicht nur in die Geschichte des Landes, sondern in die der ganzen Region.
Marius Sauter (MDS)
Student, Institut für Politikwissenschaft, Universität Tübingen.
Rubrizierung: 2.684.222.642.232.252.24 Empfohlene Zitierweise: Marius Sauter, Rezension zu: Tariq Ali: Pakistan. Kreuzlingen/München: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/21574-pakistan_35089, veröffentlicht am 21.10.2008. Buch-Nr.: 35089 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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