/ 19.06.2013
Pascale Steiner / Hans-Rudolf Wicker (Hrsg.)
Paradoxien im Bürgerrecht. Sozialwissenschaftliche Studien zur Einbürgerungspraxis in Schweizer Gemeinden
Zürich: Seismo 2004 (Sozialer Zusammenhalt und kultureller Pluralismus); 215 S.; 20,- €; ISBN 3-03777-026-0Das Bürgerrechtssystem der Schweiz ist dreistufig aufgebaut, sodass neben dem Bund auch die Kantone und Gemeinden eine wichtige Rolle spielen. Dies gilt auch für die Einbürgerung. Nach einer höchstrichterlichen Entscheidung hat das Einbürgerungsverfahren zwar rechtsstaatlichen Prinzipien zu folgen, die genaue Praxis unterscheidet sich aber von Gemeinde zu Gemeinde - zum Teil gab es Urnenentscheide über einzelne Einbürgerungen. Diese wurden allerdings 2003 untersagt, da sie unbegründet und damit willkürlich sind. Mit einem Forschungsvorhaben des Instituts für Ethnologie der Universität Bern sollte geklärt werden, welche Bedeutung die Gemeinden in dem dreistufigen Einbürgerungsprozess haben und ob sie eher Orte der Einbindung oder der Ausgrenzung sind. Gefragt wurde damit auch, ob die Einbürgerung ein Verwaltungsakt ist oder ob in einem politischen Prozess entschieden werden soll, „wer dazu gehören kann“ (9). In diesem Prozess spielen die Kriterien eine Rolle, die ein Einbürgerungswilliger zu erfüllen hat. „[D]ie Behörden gehen in der Einbürgerungspraxis von einem assimilatorischen Anforderungsprofil aus, welches eine einseitige Anpassungsleistung der Gesuchstellenden voraussetzt“ (27), schreiben die Herausgeber. Diese geforderte Assimilation gerate aber zunehmend in den Widerspruch zum politischen Gebot der Integration, wie es beispielsweise von der Stadt Basel als Bestandteil des kommunalen Handelns beschrieben wurde.
Aus dem Inhalt:
Pascale Steiner:
Das Bürgerrecht - Genese, Struktur und Strategien (11-40)
1. Quantitative Studie zu den Einbürgerungsentscheiden in den Gemeinden
Christian Bolliger:
Spielt es eine Rolle, wer entscheidet? Einbürgerungen in Gemeinden mit Parlaments- und Volksentscheid im Vergleich (43-61)
2. Studien zu den Einbürgerungsverfahren und -praxen in verschiedenen Schweizer Gemeinden
Brigitte Arn / Lena Fassnacht:
Einbürgerung durch parlamentarische Behörden - Die Praxis der Stadtzürcher Bürgerrechtskommission (65-90)
Thomas Stulz / Pascale Steiner:
Die Frage der Eignung im Einbürgerungsverfahren. Das Beispiel der Gemeinde Freiburg (91-108)
Chantal Delli:
Der Gestaltungsspielraum der Walliser Burgergemeinden im ordentlichen Einbürgerungsverfahren. Ein Vergleich zwischen Monthey und Zermatt (109-120)
Pascale Steiner:
Ökonomie und Bürgerrecht - eine Spurensuche. Die Bedeutung der Einbürgerung in Castaneda und Chur (121-152)
Christin Achermann / Stefanie Gass:
Die Grenze zwischen Ein- und Ausschluss im Einbürgerungsprozess der Stadt Basel (153-167)
3. Studien zur Sicht der AusländerInnen und eingebürgerten SchweizerInnen
Karin Zürcher:
Einbürgerung und Identität - ein (Schein)zusammenhang? (171-183)
Solvej Iben Sørensen:
Zugehörigkeitsgefühle beim Einbürgerungsentschluss, am Beispiel von schwedischen und dänischen MigrantInnen (184-195)
Hans-Rudolf Wicker:
Das Gemeindebürgerrecht im Einbürgerungsverfahren. Versuch einer Synthese (196-214)
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.5 | 2.21 | 2.23
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Pascale Steiner / Hans-Rudolf Wicker (Hrsg.): Paradoxien im Bürgerrecht. Zürich: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/21013-paradoxien-im-buergerrecht_24514, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 24514
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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