/ 21.06.2013
Andreas Nikolaus Ogrinz
Politische Institutionen und demokratische Konsolidierung. Ecuador, Peru und Chile von der Transition bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts
Online-Publikation 2008 (http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/volltexte/2008/8113/pdf/Dissertation_Ogrinz_FINAL.pdf); 741 S.Politikwiss. Diss. Heidelberg; Gutachter: D. Nohlen, A. Croissant. – Wer oder was trägt dazu bei, dass eine Demokratie, die noch um ihre Konsolidierung ringt, fortbesteht und sich so festigt, dass sie auch gegen größere Krisen gewappnet ist? Ogrinz geht davon aus, dass Institutionen eine zentrale Rolle spielen und stellt deshalb einen „Untersuchungszusammenhang zwischen Regierungssystem, Parteiensystem, Wahlsystem und demokratischer Konsolidierung“ (20) her. Als Beispiele dienen ihm drei lateinamerikanische Länder, die zwar alle über ein ähnliches präsidentielles Regierungssystem verfügen, aber über verschiedenartige Parteien- und Wahlsysteme. Außerdem unterscheiden sich Ecuador und Peru von Chile darin, dass sie nach Krisen bzw. einem Rückfall in autoritäre Verhältnisse „als klar unkonsolidiert“ (28) einzustufen sind, während Chile „in Rekordzeit Bestandsfestigkeit“ (29) erlangte. Ogrinz arbeitet in seiner umfangreichen Untersuchung, in deren Mittelpunkt die Einzelfallanalysen stehen, institutionentypische Regel- und Anreizwirkungen und damit Konsolidierungs- und Dekonsolidierungseffekte heraus. Eine erste Aussage bezieht sich darauf, dass es bei der Konsolidierung einer Demokratie nicht unbedingt auf die Zeitspanne ankommt, die ein Institutionensystem schon in Kraft ist. Auch wird der Faktor der politischen Polarisierung an sich als eher gering veranschlagt, wichtig ist vielmehr die Funktionsweise des gesamten Gefüges. Interessant ist zudem die Erkenntnis, „dass Wahlsysteme keine ‚Wirkautomatik’ beinhalten“ (678). In allen drei Ländern aber „hat sich die Wahlkreiseinteilung als technische Schlüsselgröße des jeweiligen Parlamentswahlsystems herausgestellt“ (679) – weil damit über die Repräsentationschancen entschieden wird. Schließlich verweist der Autor aber darauf, dass Institutionen niemals nur an sich, sondern nur in ihrem politisch-kulturellen Kontext wirken. Dieser definiert sich u. a. in einem verwurzelten Respekt vor formalen Regeln wie im demokratisch gefestigten Chile oder in einem allgemeinen Mangel an konsensualer Konfliktschlichtungskultur wie im politisch labilen Ecuador.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.65 | 2.21 | 2.22
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Andreas Nikolaus Ogrinz: Politische Institutionen und demokratische Konsolidierung. 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/29545-politische-institutionen-und-demokratische-konsolidierung_34979, veröffentlicht am 23.09.2008.
Buch-Nr.: 34979
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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