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/ 30.06.2016
Götz Neuneck / Christian Alwardt / Hans Christian Gils

Raketenabwehr in Europa

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Schriften der Akademie der Wissenschaften in Hamburg 1); 294 S.; brosch., 64,- €; ISBN 978-3-8487-2018-7
Bis 2002 war der Aufbau eines Raketenabwehrsystems durch den ABM‑Vertrag zwischen Russland und den USA eingeschränkt, weil er „die strategische Stabilität der beiden Abschreckungsdispositive untergraben [hätte]“ (96). Die dann geplante Stationierung solcher Einheiten in Polen und Tschechien ist zwar inzwischen wieder abgesagt, der Aufbau eines US‑Raketenabwehrsystems in Europa jedoch nicht. Von aktueller Bedeutung ist daher die von der Akademie der Wissenschaft in Hamburg in Auftrag gegebene – und nun in aktualisierter Fassung als erster Band einer Schriftenreihe publizierte – Studie, in der sich die Autoren mit der Geschichte, der Technologie und den rüstungspolitischen Implikationen von Abwehrsystemen zur Zerstörung ballistischer Langstreckenraketen befassen. Gegenstand sind Raketen, die mit ihrer Flugbahn die Grenze zum Weltraum durchstoßen und in kurzer Zeit etwa einen Nuklearsprengkopf bis zu 15.000 Kilometer weit transportieren können. Während im ersten Kapitel die technische Funktionsweise, die Verbreitung und Entwicklung sowie das Bedrohungspotenzial dieser Trägersysteme im Vordergrund stehen, ist das zweite Kapitel den technologischen Aspekten ihrer Abwehr gewidmet. Obwohl es angesichts der hohen technischen Voraussetzungen keine Klarheit darüber gebe, „was diese Systeme im Ernstfall leisten können“ (165), streben die USA seit ihrem Rücktritt vom ABM‑Vertrag deren Aufbau an. Wie sich diese Bestrebungen in Europa materialisieren, ist Gegenstand des dritten Kapitels. Die geplanten Abwehrsysteme könnten nicht nur gegen Angriffe aus dem Iran oder Nordkorea, sondern auch gegen solche aus Russland eingesetzt werden, so die Autoren. Sie werten dies als „schwer zur beseitigenden Stolperstein für das Verhältnis zwischen USA und Russland“ (246) und russische Bedenken als „berechtigt“ (239). Gerade weil die Implikationen der Raketenabwehr für die globalen Abrüstungsbemühungen eine essentielle Rolle spielen, müsse „alles getan werden, um einen neuen regionalen Rüstungswettlauf mit Russland in Europa zu verhindern“ (250), wie die Autoren im letzten Kapitel resümieren.
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Rubrizierung: 4.414.224.32.612.622.632.642.68 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Götz Neuneck / Christian Alwardt / Hans Christian Gils: Raketenabwehr in Europa Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39796-raketenabwehr-in-europa_48246, veröffentlicht am 30.06.2016. Buch-Nr.: 48246 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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