/ 22.06.2013
Alexandra Weiss
Regulation und Politisierung von Geschlechterverhältnissen im fordistischen und postfordistischen Kapitalismus
Münster: Westfälisches Dampfboot 2012; 273 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-89691-910-6Politikwiss. Diss. Innsbruck; Begutachtung: E. Thurner. – Weiss untersucht die These, dass „Bedingungen und Ausdrucksformen von zivilgesellschaftlichem Protest [...] in enger Verbindung mit der formationsspezifischen Akkumulations- und Regulationsweise“ (14) kapitalistischer Gesellschaften stehen. Empirisch analysiert sie dies am Beispiel der Geschlechterverhältnisse. Diese seien zwar von den Produktionsverhältnissen sowie den politischen Regulierungsformen (und damit den konkreten Bedingungen für die Politisierung gesellschaftlicher Widersprüche) geprägt, zugleich wirke ihre konkrete Ausdrucksform (im Sinne einer sozialen Bewegung) auf die jeweilige Produktionsweise zurück. Weiss stellt die Phasen des Fordismus sowie des Postfordismus gegenüber und zeigt, dass die existierenden Ansätze der Forschung zu sozialen Bewegungen „wenig geeignet [sind], Zielstrukturen und theoretische Konzepte der Frauenbewegung zu erfassen“. Insbesondere die traditionelle Unterscheidung zwischen Macht- und Kulturorientierung sozialer Bewegungen ließe sich auf die Frauenbewegung kaum anwenden. Indem sie künstlich zwischen Bereichen unterscheide, die eigentlich untrennbar miteinander verwoben seien, gehe die Forschung am eigentlichen Problem vorbei und reproduziere dabei im Gegenteil „die bürgerlich-patriarchale Trennung von Öffentlichkeit und Privatheit, die ja gerade den Kern feministischer Kritik ausmacht“ (229). Der Vergleich von Fordismus und Postfordismus (konkret am österreichischen Beispiel) zeigt, dass die Veränderungen im Lohnverhältnis, der staatlichen Regulierung oder eben auch des Geschlechterregimes in engem Zusammenhang mit dem jeweiligen Staatsbürgerschaftsregime steht. Letzeres ist das Ergebnis sozialer Kämpfe und in diesem Sinne immer auch durch Ausschlüsse gekennzeichnet. Die Definition von Staatsbürgerschaft wiederum ist ein wesentlicher Aspekt, der für die Analyse und das Verständnis sozialer Bewegungen (und damit auch der Frauenbewegung) von Bedeutung ist. Der Übergang zum Postfordismus, so wird argumentiert, habe die Inklusion der Frauen auf halbem Weg erwischt und an dieser Stelle durch eine neoliberale Aneignung des Feminismus abgelöst.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.4 | 2.27 | 2.2
Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Alexandra Weiss: Regulation und Politisierung von Geschlechterverhältnissen im fordistischen und postfordistischen Kapitalismus Münster: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35175-regulation-und-politisierung-von-geschlechterverhaeltnissen-im-fordistischen-und-postfordistischen-kapitalismus_42351, veröffentlicht am 08.11.2012.
Buch-Nr.: 42351
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Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
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