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/ 22.06.2013
Lev Gudkov / Victor Zaslavsky

Russland. Kein Weg aus dem postkommunistischen Übergang. Aus dem Italienischen von Rita Seuß

Berlin: Verlag Klaus Wagenbach 2011; 206 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-8031-3635-0
Anders als in den mittel- und ostmitteleuropäischen Ländern, in denen die Menschen 1989 die Einparteienherrschaften hinwegfegten und der bürgerlichen Demokratie zum Sieg verhalfen, war die Ausgangslage in der Russischen Föderation eine grundsätzlich andere. Denn während sich in den meisten Staaten des sogenannten Ostblocks lautstark antikommunistische und antisowjetische Ressentiments artikulierten, lehnten weite Teile der Eliten und der russischen Bevölkerung das Sowjetsystem nicht grundsätzlich ab, weil es ein Eigengewächs und „dem Land nicht durch eine fremde Besatzungsmacht aufgezwungen worden war“ (59). Für die Verfasser, Lev Gudkov und den im Jahr 2009 verstorbenen Victor Zaslavsky, hat der Zusammenbruch der Sowjetunion die Machtstrukturen im Land daher auch nur oberflächlich verändert, was einer wirklichen demokratischen Erneuerung bis heute im Wege steht. In der in zwei Teile und insgesamt 14 Kapitel gegliederten Studie betrachten sie zunächst die russische Ökonomie in der ersten Phase des postkommunistischen Übergangs. Schließlich blicken sie auf das Russland Wladimir Putins, in dem die „Lenker“ der Demokratie einer Logik der Herrschaftssicherung folgen, die durch ihre Reform- und Erneuerungsunfähigkeit stark an die rivilegienwirtschaft und den autoritären Bürokratismus des Sowjetsystems erinnert. Die Kritik der beiden Autoren richtet sich dabei sowohl an die Eliten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, die sich auf die Seite des „Siegers“ geschlagen haben, als auch gegen den Westen, der mit Blick auf die eigene Energie- und Rohstoffabhängigkeit Russland gegenüber gerade in Menschenrechtsfragen eine zu zögerliche Haltung demonstriert und dadurch zur Stabilität des Systems beiträgt. Diese Studie ist eine mit reichlich empirischem Material gefütterte Bestandsaufnahme der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung in Russland. Dass durch die berechtigte Kritik die Alternativen zur aktuellen Entwicklung jedoch nur schwach hindurchschimmern, verstärkt allerdings den Eindruck, dass auch die Autoren in dem Prozess eine Art Unumkehrbarkeit erkennen.
Michael Vollmer (MV)
M. A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, TU Chemnitz.
Rubrizierung: 2.622.212.222.232.254.22 Empfohlene Zitierweise: Michael Vollmer, Rezension zu: Lev Gudkov / Victor Zaslavsky: Russland. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33803-russland_40491, veröffentlicht am 24.05.2011. Buch-Nr.: 40491 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
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