Welche Kräfte spielen im politischen Spektrum des heutigen Rußland eine Rolle? Wo liegen die historischen und ideologischen Wurzeln insbesondere der patriotischen Opposition? Ivanov vermeidet bewußt den Begriff des Nationalismus, da er die Unterscheidung in extreme Strömungen und gemäßigt rechte Kräfte erschwere. Der erste Teil zeigt die Entstehung eines spezifischen russischen "Patriotismus" seit dem neunzehnten Jahrhundert. Ivanov zieht eine Linie von der Kontroverse der "Westler" und "Slawophilen" über die der (kommunistischen) "Reformer" und "Bodenständigen" bis zur heutigen Gegenüberstellung von "Demokraten" und "Patrioten". Vorgestellt werden nicht nur politische Strömungen, sondern auch literarisch-künstlerische. Die Analyse der politischen, ökonomischen und philosophisch-religiösen Positionen der patriotischen Opposition erfolgt auf der Basis authentischer Aussagen. Der zweite Teil beleuchtet die Spannbreite der aktuellen politischen Gruppierungen, die Ivanov zur patriotischen Opposition zählt. Porträts und Interviews einer Reihe von politischen Führungspersönlichkeiten vervollständigen das Bild. Problematisch ist die Abgrenzung des "russischen Patriotismus" von nationalistischen oder rechtsextremistischen Tendenzen, die Ivanov auf der Basis eines spezifisch russischen Nationalcharakters entwickelt. Dennoch bieten sowohl der historisch-ideologische als auch der aktuelle empirische Teil fundierte Informationen über das politische Spektrum Rußlands, die über die im Westen zugänglichen Quellen weit hinausgehen. Inhaltsübersicht: I. Horizonte der patriotischen Weltanschauung: 1. Das allerheiligste der patriotischen Opposition: Vaterland und Volk; 2. "Herzlich willkommen in der russischen Nation!": Die Russen und andere Nationalitäten; 3. Die Patrioten und die Kultur; 4. Gesellschaftliche und politische Ansichten der Nationalpatrioten; 5. Patriotische Wirtschaftstheorien; 6. Leben im Geiste und in der Wahrheit: Philosophie und Religion; 7. Willst Du Frieden, rüste zum Kampf. II. Politische Strukturen der patriotischen Orientierung in Geschichte und Gegenwart: 1. "Die Roten": Neokommunisten; 2. "Die Gelben": Anhänger der starken Staatsmacht; 3. Mehr "gelb": Schirinowskij und seine Partei; 4. "Die Schwarzen": Für Rechtgläubigkeit, Autokratie und Volkstümlichkeit; 5. Die "Schwarzweißbraunen" überbrücken die kommunistische Epoche; 6. "Die Braunen": "Faschismus ist überhaupt nicht schrecklich!"; 7. Das "Weiße Haus" und die "Rotbraunen": Abspaltung der nationalrevolutionären Opposition; 8. Intellektuelle Zentren. Was wird aus den Russen? Ein aktuelles Nachwort.