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/ 20.06.2013
Dmitri Trenin

Russland. Die gestrandete Weltmacht. Neue Strategien und die Wende zum Westen. Aus dem Englischen von Bernd Rullkötter

Hamburg: Murmann 2005; 352 S.; brosch., 24,90 €; ISBN 3-938017-16-3
Leser, die eine wissenschaftlich fundierte Studie zur Perspektive politischer Herausforderungen und Möglichkeiten Russlands erwarten, werden enttäuscht. Der stellvertretende Direktor des Carnegie Moscow Center, Trenin, hat sein Werk für ein breites Publikum geschrieben. Der Autor fordert eine weit reichende Integration Russlands in den Westen und begründet das mit geopolitischen Argumenten. Er stellt den Zusammenhang zwischen Grenze, Sicherheit und Identität dar und geht auf die Folgen der NATO- und EU-Erweiterung ein. Darüber hinaus werden die islamische Militanz und der Aufstieg des Nachbarn China problematisiert. Russland laufe Gefahr, zwischen den Machtzentren an seinen drei Fronten aufgerieben zu werden. Die politische Instabilität in Zentralasien und die wachsende Macht Chinas ließen Russland keine andere Wahl, als sich dem Westen anzuschließen. Deshalb müsse sich Russland bewusst für Europa entscheiden. Aber auch die EU, zu deren künftigen Mitgliedern Bulgarien und die Türkei gehören werden, könne Russland langfristig einen Beitritt nicht verweigern, jedenfalls nicht aus „kulturellen Gründen“ (258). Trenin analysiert die postsowjetischen Territorialverhältnisse an der russischen Landesgrenze und legt die politischen, wirtschaftlichen, demografischen, religiösen und strategischen Herausforderungen dar, mit denen Russland hinsichtlich seiner heterogenen Nachbarstaaten zu kämpfen hat. Russland sei nicht länger der vorherrschende Staat in der Region und habe seine Eigenschaft „als Zentrum des Kontinents“ (12) verloren. Ausgangspunkt seiner Untersuchung ist die historische Erfahrung Russlands. Die Muster der territorialen Entstehung des russischen Staates und die Auswirkungen des sowjetischen Untergangs als Umkehrung einer 500-jährigen Entwicklung werden in Zusammenhang gestellt. Auf dieser Grundlage untersucht Trenin die Rolle der GUS und die Ursache für das Scheitern einer Eurasischen Union.
Merle Vetterlein (MEV)
Dipl.-Politologin, Doktorandin, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg (IFSH).
Rubrizierung: 4.222.62 Empfohlene Zitierweise: Merle Vetterlein, Rezension zu: Dmitri Trenin: Russland. Hamburg: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/23990-russland_27606, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 27606 Rezension drucken
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