/ 17.06.2013
Norbert Schreiber (Hrsg.)
Russland. Der kaukasische Teufelskreis oder die lupenreine Demokratie
Klagenfurt u. a.: Wieser Verlag 2008; 450 S.; brosch., 19,80 €; ISBN 978-3-85129-689-1Das Buch, herausgegeben vom Hörfunkjournalisten Schreiber, befasst sich mit dem Russland Wladimir Putins und den vielfältigen Problemen dieses Landes. Journalisten, Politiker und Experten auf unterschiedlichen Gebieten – so findet sich u. a. ein Beitrag Joschka Fischers wie auch das letzte Manuskript Anna Politkowskajas – schildern und interpretieren in Einzelbeiträgen verschiedene Sachfragen und -probleme in solcher Themenbreite, dass der rote Faden ein wenig verloren geht. Joschka Fischer untersucht die Bedeutung der Rückkehr Russlands auf die machtpolitische Weltbühne. Dabei ist für ihn klar: „Russlands Rückkehr in die Weltpolitik bedeutet, dass sich neue und alte Rivalitäten sogar intensivieren können“ (51). Während Russland nicht zuletzt dank der hohen Gas- und Ölpreise eine starke Politik bilateraler Abkommen mit einzelnen Mitgliedern der Europäischen Union schließen kann, sei die gemeinsame Politik der Europäer von dramatischer Schwäche gekennzeichnet. Fischer fordert, die Frage der Errichtung eines amerikanischen Raketenabwehrsystems endlich auf europäischer Ebene zu diskutieren und eine gemeinsame Energiepolitik gegenüber Russland zu formulieren, denn „sonst wird Europa zum Spielball der Interessen anderer werden“ (54). Jens Siegert schildert den neuen Nationalismus in der russischen Jugendorganisation Naschi. Diese ist gekennzeichnet durch Stolz auf ein Großrussland, einen neuen Putin-Patriotismus und eine ablehnende Haltung gegenüber dem Westen. Siegert schildert die Gründung dieser Jugendorganisation als direkte Reaktion auf die bunten Revolutionen in Georgien, der Ukraine und Kirgisien. 2005 hat Naschi gar ihre eigene Hochschule eröffnet, die in ein Praktikums- und Stellennetzwerk der Staatskonzerne eingebunden ist. Trotz solcher Entwicklungen hält der Autor aber fest, dass die bestehenden Jugendgruppen zwar eine Politisierung der russischen Jugend andeuten könnten, die Mehrheit der Jugendlichen in Russland sei derzeit jedoch politisch desinteressiert.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.62 | 2.2 | 2.23 | 2.25 | 4.22
Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Norbert Schreiber (Hrsg.): Russland. Klagenfurt u. a.: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14778-russland_33233, veröffentlicht am 21.10.2008.
Buch-Nr.: 33233
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Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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