/ 21.06.2013
Moshe Zuckermann
Sechzig Jahre Israel. Die Genesis einer politischen Krise des Zionismus
Bonn: Pahl-Rugenstein 2009; 166 S.; 16,90 €; ISBN 978-3-89144-413-9Zuckermann, der in Tel Aviv lehrt, beginnt seine Darstellung der Entwicklung Israels zu seinem heutigen spezifischen Zustand mit „Unheil verheißende[n] Optionen“: „Optionen, die in bestimmten Konstellationen dazu führen könnten, dass die Grundfeste seiner Existenz als zionistischer Staat, der er zu sein beansprucht, aufs heftigste erschüttert werden“ (12). Entweder ziehe sich Israel aus den 1967 eroberten Gebieten im Westjordanland zurück und riskiere angesichts des tiefen Risses innerhalb der jüdischen Bevölkerung das Entstehen bürgerkriegsähnlicher Situationen. Oder es entscheide sich, „die in den besetzen Territorien geschaffenen facta bruta [als] irreversibel“ (14) anzusehen – eine Haltung, die sowohl in der politischen Linken als auch bei den religiösen Rechten vertreten werde. Die dritte Option, die Aufrechterhaltung des Status quo, sieht Zuckermann angesichts der demografischen Entwicklung, mit der sich die Mehrheitsverhältnisse zugunsten der Palästinenser verschieben, als schwächste Möglichkeit an – sie bedeutet nur den Verzicht auf politische Gestaltung. Von diesem prekären Ist-Zustand aus erinnert er daran, dass das Land ursprünglich auf die säkulare Idee des Zionismus zurückgeht, die Definition aber, wer Bürger sein sollte, schon immer religiös war. Ab 1967 sei zudem „ein vitales religiöses Element in die israelische politische Kultur [eingedrungen], den weder die geistigen Väter des Zionismus noch die Gründer des jüdischen Staates im Jahre 1948 vorgesehen hatten“ (35 f.). Das staatliche Selbstverständnis sei „zunehmend von messianisch verblendeten, irrationalen Elementen durchzogen“ (36) worden. Zuckermann schildert die Etablierung des Hebräischen, thematisiert u. a. die soziale Linke sowie den Zusammenhang von Kunst und Ethnizität. „Es sind Lebenswelten entstanden, die aus ihrer historischen Gewordenheit zu begreifen sind, nicht anhand der ideologisch-rigiden Kriterien“ (137) eines zionistischen Masterplans. Und nur auf dieser Grundlage könne und müsse sich Israel für eine der beiden ersten Optionen entscheiden.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.63 | 2.25 | 4.41 | 2.22 | 2.23
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Moshe Zuckermann: Sechzig Jahre Israel. Bonn: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/30618-sechzig-jahre-israel_36361, veröffentlicht am 02.07.2009.
Buch-Nr.: 36361
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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