Politikwiss. Diss. Hamburg; Gutachter: A. Jünemann, M. Brzoska. - Erfolgsmeldungen hört man dieser Tage nur selten aus Afghanistan. Die Berichterstattung ist vielmehr von den enormen Schwierigkeiten geprägt, mit denen die westliche Staatengemeinschaft bei ihrer Statebuilding-Operation zu kämpfen hat. Der Autor macht strukturelle Gründe für diese Defizite aus. Die konzeptuelle Schwäche westlicher Interventionspolitik, so seine These, sei im Kern dem liberalen Denken geschuldet. Seine Analyse befasst sich zunächst mit den grundlegenden Konzeptionen von Sicherheit und Entwicklung. Sicherheit wird dabei als nicht definierbar betrachtet, sie sei stets historisch bedingt und hänge vom konkreten sozialen Umfeld ab. Im zentralen fünften Kapitel betrachtet Kühn dann die Verschmelzung von Sicherheit und Entwicklung im liberalen Statebuilding-Paradigma. Diese Verknüpfung setze verschiedene Dynamiken in Gang, die – so eine zentrale These – die Gewalt im Zielstaat eher verstärke als eindämme. Die teleologische Voraussetzung liberaler Staatlichkeit wirkt also konfliktverstärkend und steht so im Widerspruch zur Begründung der Intervention – Sicherheit. An die theoretischen Reflektionen schließt die Fallstudie zur Intervention in Afghanistan an. Anhand der Empirie werden hier die zuvor ermittelten strukturellen Schwächen des liberalen Statebuilding-Ansatzes plausibilisiert. Die von einem kritischen, in Abgrenzung zu einem problemlösenden Wissenschaftsverständnis geleitete Analyse gibt abschließend verschiedene Anregungen zum weiteren westlichen Engagement in Afghanistan, jedoch keine konkreten Empfehlungen.