Das Thema dieser durchweg anspruchsvollen und sehr gut recherchierten Arbeit ist die seit dem Zerfall der Sowjetunion stetig wachsende Rolle politisch-religiöser Ideologien und Gruppen innerhalb der Russischen Föderation. Unter Verwendung des bisher vor allem in der Islamismusforschung geläufigen Begriffs der „politischen Religion“ (21) wird gezeigt, wie sich in einem nach neuen Identitätsmustern suchenden Umfeld Gruppen mit extrem religiösen, nationalistischen und xenophoben Ansichten in den öffentlichen Diskurs drängen. Neben der näheren Erläuterung der einzelnen, oft reichlich diffusen sowie sich überlappenden Ideologiestränge und der spezifischen Subkultur der Akteure widmet sich die Autorin vor allem dem Verhältnis der Eurasier, Pan-Slawisten etc. zur Russisch-Orthodoxen Kirche und zum Staat der Putin-Ära. Die Aktivisten bezeichnen sich selbst als orthodoxe „Patrioten“ (78). Sie stehen der Kirche oft feindlich gegenüber und führen eigene religiöse Rituale ein. Dennoch bildet die Orthodoxie für sie eine gemeinsame Basis; die „Orthodoxierung“ (204) des russischen politischen Diskurses ist ihr erklärtes Ziel. Während die Kirche sich entschieden gegen solch extreme Formen der Politisierung der Religion wehrt, macht der russische Staat – stets auf der Suche nach einer ihn legitimierenden „civil religion“ (176 ) – imperialistische und orthodox-nationalistische Ideen wie die des Neo-Eurasiers Aleksandr Dugin zunehmend hoffähig.