/ 11.06.2013
Hans Peter Haarland / Hans-Joachim Niessen
Transformationsbarometer Osteuropa 1999
Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 1999 (Schriftenreihe der Forschungsstelle für empirische Sozialökonomik e. V. 3); 189 S.; kart., 58,- DM; ISBN 3-593-36303-8Die o. g. Forschungsstelle in Köln führt seit Beginn der 90er Jahre empirische Analysen und Erhebungen in den mittelosteuropäischen Transformationsstaaten durch. Den Anfang machten die neuen Bundesländer; später folgten Polen, die Tschechische und die Slowakische Republik, Ungarn und Rußland. Daraus entstand mit der Zeit das "Transformationsbarometer Osteuropa" (TBO). Es basiert auf repräsentativen Bevölkerungsumfragen und auf Befragungen von Unternehmen. Das TBO versucht, die makroökonomische Entwicklung des jeweiligen Landes zu erfassen, Einschätzungen der wirtschaftlichen Entwicklung und der eigenen finanziellen Situation sowie Einstellungen zur Demokratisierung, Marktwirtschaft, zu Reformmaßnahmen, zur Rolle des Staates und schließlich zur individuellen Befindlichkeit und persönlichen Wertorientierung zu ermitteln.
Dieses Transformationsbarometer untersucht die Länder Polen, Tschechien, Ungarn und Rußland. Es unterstreicht im Ergebnis die Unterschiedlichkeit der wirtschaftlichen und sozioökonomischen Entwicklung dieser Staaten: "Ungarn kann bei der Umgestaltung seines Wirtschaftssystems die größten Erfolge vorweisen, während Polen und Tschechien unter den Auswirkungen einer Rezession zu leiden haben." (34) Infolge der Krise im August 1998 hat der russische Reformprozeß einen empfindlichen Rückschlag erlitten. Dieses Bild zeichnet sich auch in der Bewertung der allgemeinen Wirtschaftslage ab, die in allen Ländern von den Bevölkerungen pessimistisch beurteilt wird. Besonders negativ sind die Erwartungen in Rußland, wo 85 Prozent der Bevölkerung der Meinung sind, dass sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert habe. Für das politische Klima ergibt sich daraus, daß 89 Prozent der russischen Bevölkerung glaubt, nur ein starker Mann an der Spitze des Staates sei in der Lage, die wirtschaftlichen Probleme zu lösen. In der Einschätzung der Lebensqualität ergibt sich ein Gegensatz zur negativen Einschätzung der Wirtschaft in Rußland: "dort ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung der Ansicht, man könne trotz aller Widrigkeiten gut leben" (117). Das Transformationsbarometer Osteuropa ist somit eine hilfreiche Fundgrube für alle relevanten sozioökonomischen Indikatoren und zeigt, welchen dornigen Weg zur Demokratie und Marktwirtschaft die Staaten Mittel- und Osteuropas noch immer beschreiten.
Inhaltsübersicht: 2. Probleme und Strategien bei der Transformation sozialistischer Staaten: 2.1 Dilemmata der Transformation; 2.2 Ökonomische Transformationstheorien; 2.3 Rahmenbedingungen für die Transformation. 3. Wirtschaftslage: 3.1. Polen; 3.2 Tschechien; 3.3 Ungarn; 3.4 Rußland; 3.5 Exkurs: Zur Reform der sozialen Sicherungssysteme. 4. Wirtschaftsklima: 4.1 Bewertung der allgemeinen Wirtschaftslage; 4.2 Erwartungshorizont zur allgemeinen Wirtschaftslage; 4.3 Bewertung der Preisentwicklung; 4.4 Einschätzung der Arbeitsmarktlage; 4.5 Bedrohung der Haushalte durch Arbeitslosigkeit; 4.6 Bewertung der finanziellen Lage der Haushalte; 4.7 Finanzielle Hilfestellung durch Dritte; 4.8 Finanzielle Haushaltslage im Vergleich zum Vorjahr; 4.9 Finanzieller Erwartungshorizont; 4.10 Einflußfaktoren auf die Einkommenshöhe; 4.11 Einkommensorientierung; 4.12 Lebensqualität. 5. Reformklima: 5.1 Zufriedenheit mit dem Reformprozeß; 5.2 Bevorzugte Reformstrategie; 5.3 Einstellungen zur Privatisierung. 6. Marktwirtschaft: 6.1 Einstellungen zur Marktwirtschaft; 6.2 Der TBO-Marktwirtschaftsindex. 7. Politisches Klima: 7.1 Politische Stabilität; 7.2 Einstellungen zur Demokratie; 7.3 Osterweiterung von NATO und EU.
Wilhelm Johann Siemers (Sie)
Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
Rubrizierung: 2.62 | 2.2
Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Johann Siemers, Rezension zu: Hans Peter Haarland / Hans-Joachim Niessen: Transformationsbarometer Osteuropa 1999 Frankfurt a. M./New York: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/10492-transformationsbarometer-osteuropa-1999_12405, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 12405
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Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
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