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/ 11.06.2013
Jürgen Wilzewski

Triumph der Legislative. Zum Wandel der amerikanischen Sicherheitspolitik 1981-1991

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 1999 (Nordamerikastudien 11); 253 S.; geb., 68,- DM; ISBN 3-593-36376-3
Politikwiss. Habilitationsschrift Frankfurt a. M. – In dieser für eine Habilitation sehr knapp gehaltenen Arbeit untersucht der Autor das Zusammenwirken von Exekutive und Kongreß im Feld der amerikanischen Sowjetunion- bzw. Rüstungskontrollpolitik während der achtziger Jahre. Gemäß seiner Hauptthese läßt sich ein Zusammenhang zwischen dem Strukturwandel der amerikanischen Sicherheitspolitik und den Veränderungen in den sowjetisch-amerikanischen Beziehungen herstellen. Sicherlich zutreffend ist seine Argumentation für die zeitliche Eingrenzung, die er zum einen im Strukturwandel des außen- und sicherheitspolitischen Establishments der USA und zum anderen in den Veränderungen des internationalen Systems während dieses Zeitraums begründet sieht. Er stellt diese Phase in Zusammenhang zu den Kompetenzeinschränkungen, die die Exekutive seit dem Beginn der siebziger Jahre im Feld der Außen- und Sicherheitspolitik erlitten hat. Seine These der "Vergesellschaftung" der amerikanischen Außenpolitik und seine Annahme, daß die Legislative gesellschaftliche Interessen auswähle und in das politische System der USA einspeise, spiegeln sich allerdings nur bruchstückhaft in der Arbeit wider, da er nämlich die Anforderungen relevanter gesellschaftlicher Akteure kaum, zu kurz und nicht systematisiert in seine Untersuchung einbezieht. Letztlich bleibt Wilzewski einem eher klassischen institutionellen Ansatz verpflichtet. Während die realistische Schule der internationalen Beziehungen den Fehler begeht, in ihren Untersuchungen die innenpolitischen Voraussetzungen außenpolitischer Entscheidungen auszublenden, tendiert der Autor dazu, die systemischen Rahmenbedingungen amerikanischer Außen- und Sicherheitspolitik jener Zeit, darunter vor allem den Ost-West-Gegensatz, zu vernachlässigen. Selbst wenn man seiner These zustimmte, daß es der Politikwissenschaft am methodisch-theoretischen Rüstzeug fehle, um entsprechende Interaktionen zwischen den beiden Supermächten adäquat abzubilden, bleibt dies doch eine empfindliche Lücke, die mit einigen legitimierbaren theoretischen Vorannahmen hätte geschlossen werden können. Um so mehr Mühe hat der Autor darauf verwendet, etwas zu untermauern, das niemand ernsthaft bestreiten kann, nämlich "einen theoretischen Zusammenhang zwischen dem Partizipationsgrad der Gesellschaften an außenpolitischen Entscheidungen und ihrem Konfliktverhalten im internationalen System" (69). Diese Frage hat im Falle der USA ja bereits Tocqueville - und das sprachlich eleganter - diskutiert. Inhaltsübersicht: 1. Prolog: Bushs Menetekel und der Strukturwandel amerikanischer Sicherheitspolitik; 2. Die Theorie: System versus Akteur; 3. Kooperationsverweigerung: Die Reagan-Administration und die strategische Sicherheitspolitik 1981/82; 4. Kooperationsforderung: Der Kongreß, gesellschaftliche Präferenzen und die strategische Sicherheitspolitik 1983–1985; 5. Kooperationsansätze: Der Kongreß, gesellschaftliche Präferenzen und die strategische Sicherheitspolitik 1986–1988; 6. Kooperationsschritte und Kooperationsgrenzen: Die Bush-Administration und die strategische Sicherheitspolitik 1989–1991; 7. Akteurspräferenzen, Partizipationschancen und die Evolution der Kooperation. Amerikanische Sicherheitspolitik in den achtziger Jahren.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 2.644.22 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Jürgen Wilzewski: Triumph der Legislative. Frankfurt a. M./New York: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/10482-triumph-der-legislative_12395, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 12395 Rezension drucken
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