/ 22.06.2013
Robert Foltin
Und wir bewegen uns noch. Zur jüngeren Geschichte sozialer Bewegungen in Österreich
Wien: Mandelbaum Verlag 2011 (kritik & utopie); 286 S.; 15,- €; ISBN 978-3-85476-602-5Robert Foltin schreibt mit dieser Publikation sein 2004 erschienenes Buch „Und wir bewegen uns doch“, in dem die Geschichte der sozialen Bewegungen in Österreich dargestellt wird, weiter. Seine Perspektive ist geprägt durch einen Postoperaismus (vgl. Buch-Nr. 29835), der die „kämpfenden ‚Subjekte‘“ als „Multitude“ analysiert, „als die Vielfalt und Unterschiedlichkeit des (emanzipatorischen) Widerstands, der sich nicht vereinheitlichend repräsentieren lässt“ (9). Foltin bekennt sich zugleich dazu, den sozialen Bewegungen nicht neutral gegenüberzustehen. Dies wird dann auch im ersten Kapitel deutlich, in dem er die österreichischen Regierungen stark kritisiert. Dieses Kapitel ist zudem bedeutsam, weil es daran erinnert, dass viele soziale Proteste im Jahre 2000, in dem das Buch ansetzt, noch durch die Koalition der ÖVP mit der von Foltin als rechtsextreme Partei bezeichneten FPÖ hervorgerufen wurden. Foltin beschreibt Demonstrationen, Aktionen, Besetzungen sowie Diskussionen. Konkret geht er zum Beispiel auf Hausbesetzungen, die Skandalisierung des Rechtsextremismus, der in der Mitte der österreichischen Gesellschaft angekommen sei, die Studentenbewegung „unibrennt“ oder die Auswirkungen des „arabischen Frühlings“ und der Bewegung der „Empörten“ auf die sozialen Bewegungen in Österreich ein. Viele dieser sozialen Bewegungen sind für Foltin im Gegensatz zu dem Widerstand im Jahr 2000 nur noch in einem globalen Kontext nachzuvollziehen, weshalb er zahlreiche Exkurse zu den internationalen politischen Geschehnissen unternimmt. Foltin sieht in den internationalen Verbindungen zwischen den sozialen Bewegungen sogar einen neuen „Internationalismus“ (241), den er mit den sozialen Bewegungen in den 1960er-Jahren vergleicht. Ein abschließendes Fazit beziehungsweise eine Bewertung der sozialen Bewegungen und ihrer Aktivitäten fehlt und muss auch fehlen, denn die Ereignisse sind noch zu aktuell. Gleichwohl ist der Autor der Meinung, dass die Revolution schon begonnen habe – sie sei nötig, um die Krisen des Kapitalismus, die „zur Zerstörung unser aller Lebensgrundlagen“ (246) führten, zu überwinden.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.4 | 2.22 | 2.27
Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Robert Foltin: Und wir bewegen uns noch. Wien: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/34378-und-wir-bewegen-uns-noch_41282, veröffentlicht am 22.11.2012.
Buch-Nr.: 41282
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Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
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