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/ 04.06.2013
Frank Zitka

Wandel und Kontinuität. Amerikanische UNO-Politik 1977-1993

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 1997 (Internationale Beziehungen 3); 448 S.; brosch., 118,- DM; ISBN 3-631-32185-6
Die amerikanische UNO-Politik hat einen kaum zu überschätzenden Einfluß in der Bestimmung von Möglichkeiten und Grenzen der Weltorganisation. Dabei braucht die UNO zur Erfüllung ihrer Aufgaben die USA sicher mehr als die USA für eine erfolgreiche Gestaltung ihrer Außenpolitik die UNO braucht. Gleichwohl gibt es aber auch einen Einfluß der UNO auf die Politik der USA, der deutlich über die verfahrenstechnische Einbindung einer Supermacht hinausgeht und oftmals auch an die Grundorientierungen amerikanischer Außenpolitik führt. Zitka untersucht vor diesem Hintergrund das "Verhältnis zwischen Weltmacht und Weltorganisation" (16) in den Präsidentschaften von Carter, Reagan und Bush. Er will die Faktoren benennen, die amerikanische UNO-Politik bestimmt haben und geht dabei sowohl stark empirisch und chronologisch als auch analytisch und vergleichend vor. So stellt er die jeweilige UNO-Politik vor, indem er die Politikbereiche Managementreform, Menschenrechtspolitik und Friedenssicherung bzw. -schaffung für die einzelnen Regierungen durchdekliniert. Er unterscheidet den "idealistischen Multilateralismus Carters" vom "dogmatische[n] Unilateralismus Reagans" und dem "pragmatischen Internationalismus" Bushs (400 f.). Dabei bleibt er jedoch nicht stehen, sondern zeichnet vielmehr systematisch den Einfluß verschiedener Determinanten der amerikanischen UNO-Politik nach. Zitka untersucht die ideologische Determinante mit einem starken Akzent auf die persönliche Konzeption des Amtsinhabers, die innenpolitische Determinante mit einem Blick auf beteiligte Interessengruppen und die Medien sowie schließlich die institutionelle Determinante, die sich aus dem Zusammenspiel bzw. der Konkurrenz von Kongreß, Regierung und UNO-System ergibt. Dieser differenzierten Vorgehensweise entspricht es, daß Zitka die selbstgestellte Frage, ob die UNO nun Instrument, Akteur oder Forum amerikanischer Politik sei, nicht eindeutig beantworten kann. Seine Studie identifiziert sowohl strukturelle Bestimmungsfaktoren der amerikanischen UNO-Politik wie auch wandelbare Einflüsse. So zeigt sich etwa neben der tendenziellen Abnahme des ideologischen Faktors von Carter zu Bush für alle drei Präsidenten eine auch stark von den Medien unterstützte Wende innerhalb ihrer jeweiligen Regierungszeit vom Visionären zum Pragmatischen. Das Verständnis der amerikanischen UNO-Politik ist nicht nur deshalb konstitutiv für das Verständnis der UNO generell.
Manuel Fröhlich (MF)
Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
Rubrizierung: 4.224.32.64 Empfohlene Zitierweise: Manuel Fröhlich, Rezension zu: Frank Zitka: Wandel und Kontinuität. Frankfurt a. M. u. a.: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/4570-wandel-und-kontinuitaet_6417, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 6417 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
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