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/ 15.08.2013
Maximilian Grasl

Wer reguliert die Finanzmärkte? – Zum Verhältnis gouvernementaler und privatrechtlicher Standardsetzung. Eine Untersuchung am Beispiel der Standards für Bankenaufsicht und Rechnungslegung

Berlin: Lit 2012 (Policy-Forschung und Vergleichende Regierungslehre 16); 263 S.; 34,90 €; ISBN 978-3-643-11980-3
Diss. Heidelberg; Begutachtung: U. Wagschal, A. Murswieck. – Infolge der im Jahr 2007 ausgebrochenen weltweiten Finanzkrise gelangten die Nationalstaaten unfreiwillig und gezwungenermaßen wieder zu neuer Regulierungsmacht. Dabei hatten die Staaten durch die „Beibehaltung des Heimatlandprinzips“ (16) in der Aufsicht über Finanzinstitute die Möglichkeit, eigenen Banken Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Der Verlauf der Krise zeigte, dass große Defizite in der Bankenaufsicht bestanden und das System nicht sicher war. Die Grundthese lautet daher, dass nationalstaatliche Lösungen unter den Bedingungen der zunehmenden Entgrenzung der politischen und ökonomischen Zusammenhänge an Problemlösungsfähigkeit einbüßen. Aus diesem Grund gewinnen regionale und globale Lösungsansätze zunehmend an Bedeutung. Allerdings haben auch diese nur eine begrenzte Dauer, da eine zunehmende ökonomische sowie politische Komplexität und Interdisziplinarität verzeichnet werden kann. Die Bankenaufsicht dient dem Autor als Beispiel, um die neuen Problemlösungsmöglichkeiten zu illustrieren. Die Einzelfallstudie zeigt anhand des IASB (International Accounting Standards Board) und des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht im Zeitraum von 2002 bis 2011, wie regionale beziehungsweise internationale Institutionen agieren, um bestehende Probleme zu lösen. Als Datengrundlage dienen die öffentlich einsehbaren Protokolle der beiden Organisationen. Im Ergebnis wird deutlich, wie rasch regionale beziehungsweise internationale Institutionen ein Eigenleben entwickeln und nur noch schwer durch die Nationalstaaten zu kontrollieren sind. Der Krisenschock im Jahr 2007/2008 führte wiederum zu einer Rückwärtsbewegung und mithin zu einer deutlich gestiegenen Einflussnahme durch die Nationalstaaten. So verdoppelte sich beispielsweise der Mitgliederkreis des Baseler Ausschusses (alle G 20‑Staaten sind durch einen Repräsentanten vertreten), was eine Konsensfindung nun erschwert. Der Grund dafür war, dass die Staaten im Zuge der Finanzkrise eine größere Einflussmöglichkeit auf die Finanzindustrie suchten, um so eine politische Handlungsfähigkeit im Sinne der nationalen Zielsetzungen sicherzustellen.
Marko Jakob (MJ)
Dr., MBA.
Rubrizierung: 4.432.24.33.5 Empfohlene Zitierweise: Marko Jakob, Rezension zu: Maximilian Grasl: Wer reguliert die Finanzmärkte? – Zum Verhältnis gouvernementaler und privatrechtlicher Standardsetzung. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36057-wer-reguliert-die-finanzmaerkte--zum-verhaeltnis-gouvernementaler-und-privatrechtlicher-standardsetzung_44246, veröffentlicht am 15.08.2013. Buch-Nr.: 44246 Rezension drucken
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