Skip to main content
/ 11.06.2013
Karl J. Mayer

Zwischen Krise und Krieg. Frankreich in der Außenwirtschaftspolitik der USA zwischen Weltwirtschaftskrise und Zweitem Weltkrieg und das Problem der Sicherheit vor Deutschland

Stuttgart: Franz Steiner Verlag 1999 (Historische Mitteilungen 33); XVI, 274 S.; kart., 84,- DM; ISBN 3-515-07373-6
Mayer beschäftigt sich mit der in der Geschichtswissenschaft bisher wenig beachteten Frage der Wirtschafts- und Finanzbeziehungen zwischen den USA und Frankreich in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Es gelingt ihm, anhand einer hervorragenden Auswertung französischer, amerikanischer und britischer Quellen sowie zeitgenössischer Sekundärliteratur zu zeigen, daß die französisch-amerikanischen Beziehungen in dieser Zeit stark von der "Politisierung der Außenwirtschaftspolitik" (XIII), also der steigenden Bedeutung ökonomischer, finanz- und handelspolitischer Entscheidungen für die internationalen Beziehungen, gekennzeichnet waren: So erwies sich der Spielraum der französischen Außenpolitik aufgrund von immensen Finanz- und Haushaltsproblemen sowie eines chronischen Außenhandelsdefizites als erheblich eingeschränkt, und die Hoffnungen richteten sich darauf, daß die USA sich in Anbetracht der Gefahr durch ein wiedererstarkendes Deutschland in politischer, aber auch in handels- und finanzpolitischer Sicht gegenüber Frankreich als solidarisch erweisen würden. Während der Präsidentschaft Hoovers, aber auch unter Präsident Roosevelt wurden diese Hoffnungen jedoch kaum erfüllt, da sich auf amerikanischer Seite der außenpolitische Isolationismus immer mehr zu einer innenpolitisch bedeutsamen Kraft entwickelte und die USA im Bereich der Außenwirtschaftspolitik stark auf die Einhaltung ihrer nationalen Interessen drängten. An der grundsätzlichen Loyalität Frankreichs gegenüber seinem Verbündeten seit der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs war zwar nie zu zweifeln, und phasenweise fand auch in ökonomischer Hinsicht - etwa in der Politik der Volksfrontregierung oder durch den Handelsvertrag und das Währungsstabilisierungsabkommen 1936 - eine Annäherung statt. Aber die Verstimmungen im Bereich der Handelsbeziehungen, die sich beispielsweise in der amerikanischen Drohung mit der Auferlegung von Strafzöllen sowie in den für den konjunkturellen Aufschwung in den USA problematischen französischen Goldabzügen manifestierten, konnten nicht ohne Auswirkung auf die diplomatischen Beziehungen der beiden Staaten bleiben.
Tamara Keating (TK)
Dr., Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 4.222.642.61 Empfohlene Zitierweise: Tamara Keating, Rezension zu: Karl J. Mayer: Zwischen Krise und Krieg. Stuttgart: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9885-zwischen-krise-und-krieg_11658, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 11658 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA