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/ 22.06.2013
Michael Solms

Arbeit für alle? Die Beschäftigungs- und Arbeitsmarktpolitik in der Ära der sozialliberalen Koalition 1969-1982

Marburg: Tectum Verlag 2012 (Politikwissenschaften 52); XII, 382 S.; hardc., 34,90 €; ISBN 978-3-8288-2990-9
Diss. Halle-Wittenberg; Begutachtung: E. Holtmann, S. S. Schüttemeyer. – Spätestens seit der Wirtschaftskrise 1966/67 war die Vollbeschäftigung keine Tatsache mehr, sondern wurde zur politischen Forderung. Mithilfe neuer wirtschaftspolitischer Instrumente versuchte die rot-gelbe Koalition deshalb eine Beschäftigungs- und Arbeitsmarktpolitik zu gestalten, die die hohen Arbeitslosenzahlen auf das zuvor gewohnte niedrige Niveau senken sollte. „Die Willens- und Entscheidungsprozesse in den Arenen der Parteiorganisation und der SPD-Bundestagesfraktion sollen vor dem Hintergrund des Morphologiewandels der Parteien in den 1960er/1970er Jahren untersucht werden“ (50). Obgleich die Arbeitsmarktbeschlüsse von SPD und FDP erarbeitet wurden, konzentriert sich Solms also in seiner akteurzentrierten Policy-Studie auf die Sozialdemokraten und stellt die parteiinterne Programmentwicklung der Regierungspraxis gegenüber. Insbesondere das Arbeitsförderungs-, Berufsbildungs-, Lohnfortzahlungs-, Mitbestimmungs-, Betriebsverfassungs- und Rentenreformgesetz (aktive Arbeitsmarktpolitik) sowie die Regelungen für Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe (passive Arbeitsmarktpolitik) sind wichtige Beschlüsse, deren Zustandekommen untersucht werden. Der Autor stellt fest, dass die zu Beginn der SPD-FDP-Koalition großzügig konzipierte Rentenreform (1972) Ausdruck einer (aus heutiger Sicht) naiven Hoffnung auf stetig wachsende Prosperität gewesen sei, die es ermöglicht, einen üppig ausgebauten Wohlfahrtsstaat zu finanzieren. Wenngleich die Reform beschlossen worden sei, sei der Konflikt zwischen Verteidigern umfangreicher sozialstaatlicher Leistungen und Anhängern finanzierbarer, pragmatisch orientierter Politik offenkundig gewesen. Am Ende der Koalition habe die SPD nicht nur mit schwachen Wahlergebnissen zu kämpfen gehabt, sondern sich außerdem intern an wirtschaftspolitischen Fragen aufgerieben. „Die kapitalistische Logik ließ sich im Kern nicht außer Kraft setzen. In der immer komplexer werdenden Interdependenz von Wirtschaft und Politik setzte sich letztendlich die Suprematie der Ökonomie durch“ (332).
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.3132.342 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Michael Solms: Arbeit für alle? Marburg: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35592-arbeit-fuer-alle_42950, veröffentlicht am 10.01.2013. Buch-Nr.: 42950 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
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